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Berlin: Gemeinsam gegen die Gewalt Anwohner loben gestiegene Zivilcourage beim „Myfest“

Ein Pflasterstein soll als Beweis dienen: Es macht einen Unterschied, wenn man sich einmischt. Zufrieden hält Marion Oehme das Wurfgeschoss am Sonntag in der Hand.

Ein Pflasterstein soll als Beweis dienen: Es macht einen Unterschied, wenn man sich einmischt. Zufrieden hält Marion Oehme das Wurfgeschoss am Sonntag in der Hand. Den hat die CoVeranstalterin der Kreuzberger Straßenparty „Myfest“ in der Nacht zuvor einem Jugendlichen aus der Hand genommen, bevor er ihn auf Polizisten werfen konnte.

Sie trägt auch am Tag danach noch ein rotes T-Shirt mit Myfest-Aufdruck. Daran waren am 1. Mai die Organisatoren und Unterstützer des Festes zu erkennen gewesen. Ein Zeichen sollte es sein, für ein friedliches Fest und gegen die Gewalt. Und die Rechnung ist aufgegangen, sind sich Veranstalter und Beobachter einig: Durch das Fest und vor allem durch die enge Zusammenarbeit Dutzender Initiativen und Vereine aus dem Viertel verlief der 1. Mai in Kreuzberg so ruhig wie schon lange nicht mehr.

„Uns ist der Durchbruch gelungen“, freut sich auch Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS), die das Straßenfest eröffnet hat und bis zum späten Abend mitfeierte: „Wir haben ein politisches, kulturelles und fast bis zum Schluss friedliches Myfest gehabt.“

Drei Gründe waren es, die aus Sicht der Bürgermeisterin den Abend relativ glimpflich verlaufen ließen: Es haben sich mehr Menschen als zuvor am friedlichen Fest beteiligt; das polizeiliche Doppelkonzept von ausgesteckter Hand und schnellem Eingreifen sei gelungen; vor allem aber hätten erstmals viele Migrantenvereine mitgearbeitet und die vorwiegend türkischen und arabischen Jugendlichen vom Krawall abgehalten.

„Viele ältere Migranten haben auf die gewaltbereiten Jugendlichen eingeredet und sie davon abgebracht zu randalieren“, lobt Co-Veranstalterin Ines Heuer- Sehlmann. Und auch die aggressiven Autonomen-Gruppen, die nach der linksradikalen Maidemonstration zum Randalieren auf den Heinrichplatz gezogen waren, seien auf mehr Zivilcourage als üblich gestoßen, berichtet Anwohnerin Silke Fischer von der Interessengemeinschaft Oranienstraße: „Als die kamen, rief die breite Masse: ,Haut ab!’ Das ist früher nicht vorgekommen.“lvt

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