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Phillip Wilke, hier vor dem „Beamtenwohnhaus“ am RAW-Gelände, freut sich auf viele Freiwillige.

© Sabine Hölper

Gemeinsame Sache in Friedrichshain: Ein Verein hält die Geschichte des RAW aufrecht – und lädt zum Fest ein

Das RAW-Gelände bietet nicht nur Party, sondern auch Geschichte und Kultur. Ein Verein lädt ein, sie bei einem Fest kennen zu lernen – und sucht Helfer.

Nach und nach erwacht das RAW-Gelände in Friedrichshain aus dem Corona-Schlaf. Die Biergärten sind gut besucht, im Freilichtkino laufen Filme, in den noisy Rooms proben Bands, immer sonntags ist Flohmarkt. Anfang August hat auch der Haubentaucher, die Bar mit Pool, wieder aufgemacht. Am zweiten Septemberwochenende findet sogar ein mehrtägiges Programm statt. Das „RAW Kultur L“, ein genossenschaftlich organisiertes soziokulturelles Zentrum auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks, bündelt vom 11. bis 13. September mehrere Veranstaltungen zu einem Event für die gesamte Familie.

Das L-förmige Areal beginnt an der Ecke Warschauer/Revaler Straße, dann geht es ostwärts bis hinunter zum Club Crack Bellmer, dann rechts rein, am Kletterkegel vorbei bis zum Biergarten. Im Beamtenwohnhaus, wo Projektleiter Phillip Wilke sein Büro hat, soll eine Kunst- und eine Geschichtsausstellung gezeigt werden, um das Haus herum werden Liedermacher auftreten, im Biergarten wird in Kooperation mit dem Künstlernetzwerk „Selbstgebaute Musik“ das Festival für selbst gebaute Musik mit Acts wie „Tom der Trommler“ oder „Esels Alptraum“ stattfinden.

Auf der gesamten Strecke werden, wie sonst beim sonntäglichen Flohmarkt, Stände aufgebaut. Der Verein „Suppe & Mucke“, der alljährlich in Friedrichshain ein unkommerzielles Straßenfest veranstaltet, präsentiert Musik und Cabaret und schenkt selbst gekochte Suppen aus.

Zudem werden die „Kultur L“-Ehrenamtlichen übers Gelände führen. Sie zeigen zu den „Tagen des offenen Denkmals“ den Besuchern die historischen Gebäude auf dem Gelände. Schließlich ist das RAW die letzte noch nicht modernisierte Industriebrache innerhalb des S-Bahn-Rings. Dass es außerdem das größte permanent kulturell bespielte Gelände Deutschlands ist, lernt man an diesem Wochenende vielleicht auch.

Phillip Wilke hat noch eine Menge zu tun, bis die ersten Liedermacher ihre Gitarren umschnallen und die ersten Gäste Drinks zu sich nehmen können. Der Vorgarten ist dafür ein Beispiel. Noch ist er nicht mehr als ein von Brennnesseln überwuchertes schattiges Viereck. In Kürze soll hier eine Bar aufgebaut, die Bühne zum Leben erweckt werden.

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Die asphaltierten Flächen wiederum sind voller Glasscherben und anderem Müll. Bevor hier Tische und Bänke aufgestellt werden können, müssen sie sauber gemacht werden. Leider, sagt Wilke, nutzten manche Gäste die Plätze als Toilette. Man kann heraushören, dass sich der 37-Jährige mit dem blonden Zopf von der Partykultur abgrenzt, die es auf dem Gelände gibt. Ihm geht es um „Sozio-Kultur“. Immerhin lautet der Anspruch des Vereins: „Hier findet Kunstproduktion in enger Verbindung zur Nachbarschaft, in einem Freiraum für Subkultur, der zum Experimentierwesen und Diskutieren einlädt, statt.“

Je mehr Menschen helfen, desto schöner wird das Fest

Freiwillige sind im Rahmen der Aktionstage „Gemeinsame Sache“ herzlich eingeladen, die Flächen vorzubereiten, den Sitzbereich aufzubauen, den Garten auf Vordermann zu bringen oder nach dem Fest alles wieder aufzuräumen. „Auch die Bäume und Blumen auf dem RAW müssen gegossen werden“, sagt Wilke, der sich auf viele Helfer und Helferinnen freut. Vielleicht könnte gar der Eingangsbereich des Beamtenwohnhauses gemeinsam verschönert werden.

Je mehr Menschen sich an den Freiwilligentagen auf dem RAW beteiligen, desto schöner wird das Wochenende. Das „RAW Kultur L“ ist dahingehend erprobt. Außer Phillip Wilke und einer weiteren Mitarbeiterin arbeiten hier alle ehrenamtlich.

[Weitere Infos zu den Freiwilligentagen auf dem RAW finden Sie unter: www.raw-kultur-l.de]

Doch bei besonderen Events wie am zweiten Septemberwochenende stoßen sie an ihre Grenzen. Sie sind vor allem mit der Organisation der Veranstaltung beschäftigt, haben etwa Musiker wie Klakk oder Bruno die Martino organisiert.

Die Hygieneregeln gelten selbstverständlich am gesamten Festivalwochenende und während der ehrenamtlichen Aktionen. Doch die Einhaltung sollte kein Problem darstellen. Die meisten Menschen sind verantwortungsbewusst und daran interessiert, dass auch in Zeiten der Krise Gemeinsames entsteht.

Sabine Hölper

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