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Immer im Einsatz. Christian Heidt ist nahezu täglich als „Scout“ im Tierpark unterwegs, um Besuchern zu helfen.

© Helena Piontek

Gemeinsame Sache: Zoo und Tierpark: Tierisch engagiert

Ohne die „Freunde der Hauptstadtzoos“ hätten es die beiden Tiergärten schwer. Für den Garteneinsatz werden Helfer gesucht.

Schwitzen die Eisbären eigentlich nicht im Sommer? Nee, tun sie nicht. Wegen des schwarzen Unterfells. Da geht nichts durch. Sagt Heike Pöppelmann-Fischer, die Frau mit der beigen Weste. Sie stützt sich auf ihren schwarzen Rollator, ihre Hüfte macht nicht mehr so mit. Seit vier Jahren steht sie – oft mehrmals in der Woche – bei den Eisbären und den Brillenbären. Auf ihrer Weste steht in orangenen Buchstaben „Scout“ geschrieben. Scouts, das sind Ehrenamtliche, die über das Gelände des Berliner Tierparks und Zoos verteilt sind und Besuchern bei Fragen zur Seite stehen. Die beigen Westen sind ihr Markenzeichen. „Hier fühle ich mich noch gebraucht“, sagt Pöppelmann-Fischer, „das ist viel Wert“.

In diesem Jahr feiert die „Gemeinschaft der Förderer von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e.V.“ den 60. Geburtstag. Nur kennt sie kaum einer unter diesem Namen. „Freunde der Hauptstadtzoos“ geht leichter von den Lippen, und beschreibt den Idealismus, der viele antreibt, besser. Den größten Teil seines Bestehens unterstützte der Verein nur den Tierpark. Erst 2007 wurde der Zoo in die Arbeit eingegliedert. Die 3800 Mitglieder des Fördervereins greifen den Hauptstadtzoos materiell unter die Arme, vor allem aber ideell.

Zoo wäre nicht, was er ist

Über 200 Ehrenamtliche engagieren sich in Tierpark und Zoo. Sie stehen an Informationsständen, führen durch Zoo und Tierpark, lesen Kindern Märchen vor, Betreuen das Schloss Friedrichsfelde, helfen bei Büroarbeiten oder arbeiten als Dozenten in der „Akademie der Hauptstadtzoos“, die ab Oktober wieder los geht. Arbeiten also, die die Zoos brauchen, selbst aber nicht leisten könnten. „Der Förderverein ist eine enorme Bereicherung für die Hauptstadtzoos“, sagt Thomas Ziolko, der Vorsitzende des Vereins. Er weiß, warum das selbstlose Engagement hier so gut funktioniert: „Die Berliner haben eine sehr enge Bindung zu ihren Zoos“, sagt er. „Gerade der Tierpark ist untrennbar mit seinen Ehrenamtlichen verbunden“, sagt Ziolko.

Aber auch der älteste Zoo Deutschlands wäre ohne verantwortungsbewusstes Engagement der Berliner nicht, was er heute ist: Nach dem Krieg wurde der schwer zerstörte Zoo zu großen Teilen von Freiwilligen wieder aufgebaut. Und auch heute noch ist tatkräftiges Zupacken gefragt. Im Rahmen des „Aktionstags für ein schönes Berlin“ sollen vom 15. - 17. September im Tierpark dringende Gartenarbeiten erledigt werden. Geräte, Handschuhe und Getränke werden gestellt, die Zoo-Freunde freuen sich über jeden Helfer. (Kontakt: info@freunde-hauptstadtzoos.de)

„Mein Spezialgebiet sind alte Haustierrassen“

Stehen gerade keine Arbeitseinsätze an, bewegen sich viele Ehrenamtlichen als wandelnde Informationspunkte durch Zoo und Tierpark. So auch Christian Heidt. Seit über 20 Jahren geht er fast jeden Tag als „Besucher-Scout“ auf den langen Wegen des Tierparks spazieren und spricht mit den Besuchern. „Ich kenne hier jede Ecke. Mich treibt das Interesse an den Tieren an. Und das dann mit den Besuchern teilen zu können, ist toll“, sagt Heidt mit seinem angenehmen badisch-berlinerischen Stimmklang. Immer wieder bleibt er stehen, um über die Tiere zu sprechen und auch, um ein bisschen zu verschnaufen. Heidt kennt jedes Tier im Tierpark, viele davon sogar mit Namen. Der gelernte Kaufmann ist im Vorstand des Fördervereins, bildet die Scouts aus und koordiniert sie. Außerdem hält er Vorträge in der „Akademie der Hauptstadtzoos“. Alles ohne Bezahlung.

„Mein Spezialgebiet sind alte Haustierrassen“, sagt er. Schwedische Bergkühe, Französische Riesenesel, Wollschweine, Schwarznasenschafe oder Schwarzsalzziegen aus der Schweiz – alles Raritäten. „Der Haustierbereich ist bei den Besuchern nicht so attraktiv, dabei sind viele der Tiere seltener als ihre exotischen Kollegen.“ Aber so ein detailliertes Wissen sei bei der Arbeit als Scout nicht notwendig. Interessierte werden laufend eingearbeitet und bekommen Schulungen. Danach folgen immer wieder Seminare, damit die Scouts für die Besucherfragen gewappnet sind: „Was essen denn die Affen?“ „Wo ist das kleine Eselbaby?“ „Warum haben die Vikunjas und die Lamas die Anlagen getauscht?“. Die Scouts beantworten sie alle gerne.

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