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Gemischte Gefühle: Wie die Berliner auf Guttenbergs Rücktritt reagieren

Viele Berliner bewerten den Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als überfällig. Aber es gibt auch Stimmen des Bedauerns.

Auf der Beliebtheitsskala der Bevölkerung stand er ganz oben. Karl-Theodor zu Guttenbergs Rücktritt empfinden viele Berliner trotzdem als richtig. "Man hätte es ihm nicht durchgehen lassen können", sagt ein 23-jähriger Master-Student. Allerdings habe er "ein lachendes und ein weinendes Auge": "Guttenberg hat halt die Politik ein bisschen sexy gemacht."

Rentnerin Gerda Helmut unterstützt die Entscheidung, "weil das ungerecht ist, was er gemacht hat." Eine zweite Chance werde Guttenberg sicher bekommen - "er ist ja ein intelligenter Mensch." Der 28 Jahre alte Michael Hiebig freut sich über den Rücktritt. "Solche Personen, die adelig sind, haben in der Politik nichts zu suchen." Für Renate Schlüsselburg (57) ist der  Verteidigungsminister einer Hetzkampagne zum Opfer gefallen: "Man wollte ihn einfach weghaben." Sie sei "ein bisschen traurig", habe ihn als Person geschätzt. "Man hätte es nicht breittreten müssen." Ihre Begleiterin Waltraud Beutel (71) widerspricht: "Wenn jemand immer ganz korrekt sein will, dann beißt sich das schon irgendwie mit der Doktorarbeit."

Auch bei drei Taxifahrern ist Guttenberg Gesprächsthema. "Es ist vielleicht für die Politik nicht gut, aber für seine Glaubwürdigkeit", sagt einer. Sein Kollege ergänzt: "Wenn einer von uns Urkunden fälschen würde, wäre er dran." Die 20 Jahre alte Elisabeth Hegel trauert dem Minister  zwar hinterher. Er habe "ein bisschen frischen Wind" in die Politik gebracht. "Aber von dem her, was er getan hat, ist er nicht mehr der, für den wir ihn gehalten haben." Er sei "ein ziemlicher Showmensch" gewesen. "Wir brauchen authentische Politiker", sagt sie.

Rentner Wolfgang Masurat ärgert sich über den Rücktritt. "Dass abgeschrieben wird, ist gang und gäbe", findet er. "Die Presse und irgendwelche roten Politiker sollten erstmal solche Leute hervorbringen wie Guttenberg." Ein 43-Jähriger hält die Entscheidung indes für "sehr gut". "Die Sache war ein Schlag ins Gesicht für jeden, der seinen Abschluss auf redliche Weise erworben hat." Ein Rentner ergänzt: "Es geht ja nicht nur um seine Doktorarbeit, sondern um seine weitere Glaubwürdigkeit als Minister."

Eine 58-Jährige aus Sachsen-Anhalt mochte Guttenberg "wegen seiner Offenheit und wegen seines resoluten Auftretens". Trotzdem hat sie eine klare Haltung zu den Plagiatsvorwürfen. "Was er gemacht hat, ist unmöglich", sagt sie. "Jeder gebildete Mensch weiß, wie wichtig Fußnoten sind."

In den vergangenen Wochen habe er sich  sehr über Guttenbergs angeblichen Rückhalt in der Bevölkerung gewundert, berichtet ein 42 Jahre alter Ingenieur. "In meinem Bekanntenkreis war das nicht so." Was Guttenberg getan habe, sei "absolut untragbar". "Wer in so einem Moment lügt, wann lügt der noch - gerade als Verteidigungsminister?"

Christine Cornelius

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