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Gibt sein Gemüsegeschäft "Bizim Bakkal" auf: Ahmet Caliskan.

© Britta Pedersen/dpa (Archiv)

Gemüseladen im Kreuzberger Wrangelkiez: Ein letzter Einkauf bei Bizim Bakkal

Es sah aus, als sei der Gemüseladen Bizim Bakkal gerettet: Anwohner hatten mit Erfolg für seine Erhaltung gekämpft. Nun muss er doch schließen. Ein Abschiedsbesuch.

Ein letztes Mal bei Bizim Bakkal einkaufen: Dafür ist Familie Wildfeuer heute noch einmal in den Gemüseladen in der Wrangelstraße gekommen. Der ist zum Symbol des Widerstands gegen Gentrifizierung geworden. Anwohner gründeten die Initiative "Bizim Kiez" und erreichten tatsächlich, dass der Eigentümer seine geplante Kündigung zurücknahm. Doch jetzt muss Besitzer Ahmet Caliskan seinen berühmt gewordenen, kleinen Laden doch schließen, aus gesundheitlichen Gründen. Am Dienstag ist der letzte Verkaufstag.

"Das ist unglaublich schade", sagt Max Wildfeuer. In den Händen trägt er zwei prall gefüllte Plastiktüten, sein letzter Einkauf bei Bizim Bakkal. "Hier gab es immer ganz besondere Lebensmittel", sagt der Familienvater. Er zeigt einen Beutel mit knallgrünen Blättern. "Basilikum aus Jordanien zum Beispiel. Den hab ich sonst noch nirgendwo gesehen." Seine Frau Birgit nickt und ergänzt: "Oder weiße Zwiebeln. Dinge, die es woanders nicht gab. Es waren immer die frischesten Sachen, der Besitzer ist jeden Morgen zum Großmarkt gefahren."

Familie Wildfeuer hat oft bei Bizim Bakkal eingekauft . V.l.: Birgit und Max Wildfeuer mit ihren Kindern Luis und Noah vor dem Gemüseladen.
Familie Wildfeuer hat oft bei Bizim Bakkal eingekauft . V.l.: Birgit und Max Wildfeuer mit ihren Kindern Luis und Noah vor dem Gemüseladen.

© Jana Luck

"Einfach ein kleiner, schöner Obst- und Gemüseladen, der jetzt fehlen wird"

Im Gemüseladen selbst ist es ruhig. Die Regalbretter sind noch gefüllt mit Tomaten, Fenchel, Chilischoten, Paprika, Knollen verschiedenster Größe und Farbe. Süßliche und würzig-scharfe Gerüche gehen von den Gemüsefächern aus und füllen den kleinen Verkaufsraum. Anna Markovic sammelt kleine, braune Champignons in eine Plastiktüte. "Ich wusste, dass der Laden schließen muss, aber nicht, dass es schon heute ist", sagt sie. "Das ist wirklich super-traurig." Markovic wohnt im Kiez und mochte die Ladenatmosphäre, sagt sie. "Die Leute waren einfach nett und der Einkauf sehr persönlich. Es war ein kleiner, schöner Obst- und Gemüseladen, der jetzt ganz schön fehlen wird." Deshalb packt sie heute auch noch einmal "einen ganzen Wocheneinkauf ein."

Verkäuferin Durgül Gildirgan arbeitet heute ein letztes Mal im Gemüseladen.
Verkäuferin Durgül Gildirgan arbeitet heute ein letztes Mal im Gemüseladen.

© Jana Luck

Schließung aus gesundheitlichen Gründen

Durgül Gildirgan sitzt neben zwei Tassen Chai-Tee vor der Kasse. Hinter ihr hängen neben dem Aufkleber der "Bizim Kiez" Initiative zwei Fahnen, eine deutsche und eine türkische mit weißem Halbmond. "Ich muss mir jetzt eine neue Arbeit suchen", sagt sie. Heute Abend sollen die Regale alle leer sein. Warum genau Ahmet Caliskan seinen Laden schließt, weiß sie auch nicht, "aber er ist krank".

Anna Markovic packt am letzten Verkaufstag von Bizim Bakkal noch einen ganzen Wocheneinkauf ein.
Anna Markovic packt am letzten Verkaufstag von Bizim Bakkal noch einen ganzen Wocheneinkauf ein.

© Jana Luck

Es sei eben auch viel Arbeit gewesen, immer, sagt Caliskans Neffe Askin Bakan. Und wenig Chancen darauf, das Geschäft noch gut zu halten.

Jetzt muss Max Wildfeuer bei der "Konkurrenz" einkaufen, beim größeren Gemüseladen ein paar Häuser weiter. "Der hat mit seinen Kampfpreisen dem Laden das Leben schwer gemacht", sagt Wildfeuer. Bald zieht die Familie weg aus Berlin, "nur weil der Laden dicht macht", sagt Birgit und lacht, Max stimmt mit ein, wird aber schnell wieder ernst. "Das stimmt natürlich nicht ganz. Aber als ich vor 15 Jahren in den Kiez gezogen bin, war die ganze Straße noch voller Gemüseläden. Es hat sich schon einiges hier verändert, und nicht nur zum Besten für die Bewohner."

Jana Luck

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