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Sanierungsfall. Der Turm des Französischen Doms am Gendarmenmarkt wird für 4,9 Millionen Euro innen modernisiert.

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Gendarmenmarkt Berlin-Mitte: Französischer Dom wird innen saniert

Nachdem bereits die Fassade für sechs Millionen Euro saniert wurde, ist nun das Innenleben des Prunkbaus dran.

Schon am frisch gemörtelten Mauerwerk des Französischen Doms hatten sich große Risse gezeigt – erste Indizien, dass mit dem langsam Gestalt gewinnenden Prunkbau irgendetwas im Argen lag. Und am 28. Juli 1781 war es dann so weit, nur dass es nicht den Französischen, sondern den Deutschen Dom traf, sein Gegenstück auf dem Gendarmenmarkt. Nachts um drei soll es gewesen sein, und man darf es sich als Knirschen, Knistern, Knarren vorstellen, das sich rasch zum dumpfen Donnern steigerte, mit dem das Bauwerk in einer riesigen Staubwolke in sich zusammensank.

Die Nordseite
Die Nordseite

© imago/Schöning

Bis zum Gesimse unterhalb der Säulentrommel waren die Bauarbeiten bereits gediehen gewesen, nun musste man den Turmschaft komplett abtragen und den des Französischen Doms zur Sicherheit gleich mit. Eine Katastrophe für Baumeister Carl von Gontard. Direkt bestraft hat ihn sein königlicher Bauherr Friedrich II. nicht, aber den Job als Leiter der königlichen Bauten in Berlin war er los. Offenbar hatte er den Turmschaft zu zierlich und damit zu schwach ausgelegt, vielleicht auch den Baugrund falsch eingeschätzt, mit einem Trümmerhaufen als direkter Folge, den Kupferstecher und Zeichner damals akribisch dokumentierten.

Neuer Baumeister Georg Christian Unger

Ersetzt wurde Gontard durch Georg Christian Unger, der die Entwürfe seines Vorgängers im Wesentlichen beibehielt, die Statik aber änderte und die tragenden Mauern breiter und damit stabiler auslegte. Die Außenansicht der Bauten wurde dadurch kaum verändert. Es sind vergleichbar geringe bautechnische Probleme, die in den kommenden Jahren am Turm des Französischen Doms zu lösen sind und über die Carsten Spallek, auch fürs Facility Management zuständiger Stadtrat in Mitte, am Dienstag informierte.

Nachdem zwischen 2004 und 2006 bereits die Fassade und der Bauschmuck des Turms für sechs Millionen Euro saniert worden waren, ist nun sein Innenleben dran, das sich durch „eine völlig veraltete Gebäudetechnik und unzulängliche Rettungswege“ auszeichne, wie Spallek formulierte. Die Nutzung der Räume auf den oberen Ebenen sei dadurch in den letzten Jahren unmöglich gemacht worden.

Grunderneuerung für 4,9 Millionen Euro

Nun wird das Innere des Turms durch das Land Berlin für 4,9 Millionen Euro komplett grunderneuert. Die Räume werden neu strukturiert, ein zweiter Rettungsweg wird geschaffen und auch ein neuer Aufzug eingebaut. Das im Hauptgeschoss untergebrachte Hugenottenmuseum erhält einen barrierefreien Zugang und durch eine zusätzliche Zwischenebene eine größere Ausstellungsfläche. Auch erhalten Museum und Aussichtsbalustrade künftig einen gemeinsamen Zugang, ebenerdig vom Gendarmenmarkt aus. In den oberen Etagen wird es vermietbare Büros, einen Veranstaltungsraum und Räume der Französischen Kirche zu Berlin geben.

Die Baumaßnahmen werden laut Spallek am 11. September beginnen und bis zum Frühjahr 2019 dauern. Während dieser Zeit ist die Aussichtsbalustrade für Besucher geschlossen, das Glockenspiel, für das BASF 2005 50 000 Euro gespendet hatte, bleibt aber in Betrieb.

Keine Sakralbauten

Die beiden anfangs so problematischen Turmbauten auf dem Gendarmenmarkt waren 1785 dann doch glücklich abgeschlossen worden. Als Vorbild gelten die Zwillingskirchen an der Piazza del Popolo in Rom wie auch die Themse-Ansicht des Baukomplexes von Greenwich Hospital in London von Christopher Wren. Der Französische ist freilich wie der Deutsche Dom nur ein Schmuck- und Repräsentations-, kein Sakralbau. Er ist schon deswegen nicht zu verwechseln mit der Französischen Friedrichstadtkirche zu seinen Füßen, mit der er ein bauliches Ensemble bildet, die aber schon zwischen 1701 und 1705, während der Regentschaft Friedrichs I. in Preußen entstanden war.

Aber warum dann „Dom“? Ihre Touristen wie auch viele Einheimische irreführenden Namen verdanken die Bauten ihren Kuppeln. Und Kuppel heißt auf Französisch nun mal „dôme“.

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