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Berlin: Generalpardon

Die Entschuldigung gehört zum politischen Tagesgeschäft. Interessant ist das Tempo, mit dem sie kommt.

Die Entschuldigung gehört zum politischen Tagesgeschäft. Interessant ist das Tempo, mit dem sie kommt. Je länger es dauert, desto ernster war die Beleidigung gemeint. Die fast vergessene Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin brauchte nur Tage, um sich für den – selbstverständlich so nicht gemeinten – Nazi-Vergleich zwischen Adolf Hitler und George Bush zu entschuldigen. Der brandenburgische CDU-Chef Jörg Schönbohm ist von anderem Kaliber. Ein halbes Jahr ist es her, dass er der Linkspartei-Politikerin Dagmar Enkelmann fälschlich nachsagte, sie habe für die Stasi gearbeitet. Jetzt erst hat er sich entschuldigt.

Aber nicht nur Schönbohms cooles Warten zeugt von der ernsten Absicht der Attacke. Schönbohm hat sich jetzt nur unter Vorbehalt entschuldigt – für den Fall, dass sich Enkelmann getroffen gefühlt haben sollte. Nun werden sich zahllose ältere Genossinnen und Genossen von Dagmar Enkelmann fragen, was so anstößig gewesen sein soll an einer Tätigkeit, die in der DDR so selten nicht war und die die Genossin Enkelmann partout nicht ausgeübt haben will.

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