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Berlin: Geodreieck im Gepäck

Schüler bei der „Nacht der Talente“: Das Mathe-As

Die Zahlen am Kalender und auf dem Zifferblatt seines Weckers sind die einzigen, die Martin Streckfuß sieht, wenn er sich in seinem Zimmer umschaut. Das ist dem 18-jährigen Schüler aus Mahlsdorf wichtig. In seiner Freizeit umgibt er sich nicht so gern mit Formeln oder Parabeln. Irgendwann reicht es auch. Mathe als Hobby? Niemals!

Doch die Frage allein ist berechtigt. Martin, Schüler des 12. Jahrgangs der Heinrich-Hertz-Oberschule in Friedrichshain, sammelt Titel von Mathe-Wettbewerben wie andere Fußballbilder. Beim Bundeswettbewerb Mathematik erreichte er im vergangenen Jahr den zweiten Platz, bei Mathe- und Physik-Olympiaden belegte er mehrfach Medaillen-Plätze – vor vier Jahren errang er Gold. Zum Talent kommen bei Martin Umfeld und Spaß an der Sache. Seine Schule hat einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, 16 Wochenstunden Mathe und Naturwissenschaften stehen auf Martins Stundenplan. Einmal in der Woche geht er zur Mathe-AG in der Schule, auch bei der mathematischen Schülergesellschaft der Humboldt-Universität lässt er sich regelmäßig blicken: zum Training.

Andere fahren am Wochenende zu Fußball-Spielen. Martin durchquert oft die halbe Republik, um sich mit anderen Zahlen-Genies zu messen. Bei den Wettbewerben schreiben die Schüler viereinhalbstündige Klausuren. In Hörsälen von Universitäten oder Sporthallen sitzen hunderte Jungen und Mädchen aller Altersstufen und aus ganz Deutschland an nüchternen Tischen, bewaffnet nur mit Bleistift, Geodreieck, Kugelschreiber und Taschenrechner. Dann müssen Beweise geführt, Formeln hergeleitet und Mehrfach-Gleichungen gelöst werden. Im Mittelpunkt stehen meist knifflige Textaufgaben. Eine davon hat Martin noch gut im Kopf: „Zehn Leute sitzen um einen runden Tisch herum. Dann stehen sie alle auf und setzen sich einen Platz weiter nach rechts, einen nach links oder auf denselben Platz. Wie viele neue Kombinationen gibt es insgesamt?“ Viele können sich wohl angenehmere Wochenendbeschäftigung vorstellen, als solche Aufgaben zu lösen. Martin sagt: „Mir macht das Spaß. Man muss um die Ecke denken.“

Thorsten Wiese

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