Erika Gutwirt läuft mit kleinen Schritten über gepflegten Rasen, vorbei an einer Gartenbank, hin zum gemauerten Grillplatz vor der Hecke. Wäscheleinen spannen sich quer über den Garten, ein Nachbar schiebt sein Fahrrad vorbei und grüßt. „Eine Idylle ist das“, sagt Gutwirt.
Und das kann ihr Garten voraussichtlich erst einmal bleiben. Beim geplanten Weiterbau der Stadtautobahn A 100 vom Dreieck Neukölln zum Treptower Park könnten zwei der vier bisher vom Abriss bedrohten Häuser an der Beermannstraße in Treptow stehen bleiben. Eines davon ist das von Erika Gutwirt.
Die 71-Jährige wohnt seit 1945 in der Nummer 16, Vorderhaus, zweiter Stock. Vorne an der Straße riecht es nach Herbstlaub, fünfzig Meter weiter rollt die Ringbahn vorbei in Richtung Süden. Gutwirt führt Besucher sofort in den Garten hinter dem Haus. Der Rasen, die Bäume, das kleine Gartenhaus im Eck, dazu die Hausgemeinschaft mit Studenten und Altmietern – Gutwirt liebt ihr Haus.
Bildergalerie: Streit um A-100-Ausbau

Aber über dem Beermannkiez und seinen Bewohnern hängt seit Jahren eine Drohung wie eine große Gewitterwolke: Der hintere Teil der Straße soll abgerissen werden. Für die Autobahntrasse an der Beermannstraße hatten die Planer zwei Varianten entwickelt. Da klar war, dass die Häuser mit den Nummern 16, 18, 20 und 22 einem Weiterbau bis zur Frankfurter Allee im Weg stehen, entschlossen sie sich zum sofortigen Abriss.
Der Kiez reagierte: Die Wohnungsgenossenschaft, der zwei der Häuser gehören, klagte, Erika Gutwirt und ihre Nachbarn organisierten Demos und hängten blaue Plakate mit durchgestrichenen Autobahnschildern in ihre Fenster. Die Bedrohung schweißte den Beermannkiez zusammen.
- A 100-Planer verzichten auf Abriss zweier Häuser
- Das entscheidende Urteil wird erst im Oktober fallen.
7 Kommentare
Neuester Kommentar