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Geplante Kunsthalle: Am Humboldthafen findet sich kein Investor

Die Zukunft der geplanten Kunsthalle am nördlichen Humboldthafen ist völlig offen. Das Lieblingsprojekt der Regierenden Bürgermeisters Wowereit scheint untergegangen im Abwärtssog der Märkte - wie viele andere große Investitionen.

Für das 12.000 Quadratmeter große Grundstück am nördlichen Humboldthafen, geplanter Sitz einer staatlichen Kunsthalle, ist kein Investor zu finden. Das sagte der Geschäftsführer des Berliner Liegenschaftsfonds bei der Vorstellung des Jahresergebnisses des landeseigenen Unternehmens gestern. Holger Lippmann zufolge gab es keine Angebote trotz einer europaweiten Ausschreibung für die Fläche in der Nähe des Hauptbahnhofes. Voraussetzung für die Vergabe des Areals war neben dem Kaufpreis der Bau einer Kunsthalle für das Land Berlin sowie eines Privatmuseums.

Die Finanzierung großer Investitionen sei gegenwärtig fast aussichtslos. Deshalb sei der Umsatz des Liegenschaftsfonds im vierten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum dramatisch eingebrochen – um 63 Prozent. Als „Schockstarre“ beschrieb der Aufsichtsrat des Liegenschaftsfonds, Finanzstaatssekretär Klaus Teichert, die Zurückhaltung von Banken und Investoren auch Anfang dieses Jahres: 2009 werde ganz im Zeichen der Finanzkrise stehen.

Untergegangen ist im Abwärtssog der Märkte vorerst auch das Lieblingsprojekt des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit: eine staatliche Kunsthalle am Humboldthafen. Das Grundstück werde voraussichtlich im Herbst neu ausgeschrieben, sagte Lippmann. In der gegenwärtigen Marktlage seien die „komplexen kulturpolitischen und städtebaulichen Ansprüche aber nicht umzusetzen“.

Vor der neuen Ausschreibung könnten aber 2000 Quadratmeter aus dem Areal herausgetrennt werden, damit das Land die Kunsthalle in Eigenregie bauen kann. Dies schloss Torsten Wöhlert nicht aus: „Private könnten die Halle im Auftrag des Landes bauen und anschließend an dieses verkaufen oder das Land es selber bauen“, so der Sprecher der Kulturverwaltung. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

„Trotz des schlechten vierten Quartals war 2008 ein erfolgreiches Jahr für den Liegenschaftsfonds“, sagte Holger Lippmann. Es seien 584 Immobilien im Wert von 234 Millionen Euro verkauft worden. Der Fonds werde 284 Millionen Euro an die Landeskasse überweisen. Die Bezirke erhielten 37,6 Millionen Euro. Das gute Ergebnis sei auch auf „Nachzieheffekte“ aus vergangenen Jahren zurückzuführen: Zwischen dem Verkauf großer Areale und der Überweisung des Kaufpreises lägen bis zu 16 Monate.

Verkauft wurden im letzten Jahr 21 Doppelhäuser in der Siedlung Neu-Jerusalem in Berlin-Spandau; in Kreuzberg das zuletzt als Lapidarium genutzte ehemalige Pumpwerk, der Künstler- und Gewerbehof in der Kohlfurter Straße sowie die Villa am Sandwerder am Wannsee. Auch das erste Baufeld des Humboldthafens wurde veräußert. In diesem Jahr kommen die Nervenklinik in Spandau, das Städtische Krankenhaus Charlottenburg und das Studentenwohnheim in Lichtenberg auf den Markt. Der Fonds will außerdem kleine Grundstücke an Privatleute verkaufen: darunter 19 baureife Einfamilienhausgrundstücke im Quartier Habichtshorst und ein reetgedecktes Wohnhaus im Grunewald.Ralf Schönball

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