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Religion im Hörsaal. Eine Ausbildung für islamische Geistliche gibt es an der HU bislang noch nicht.

© Jens Kalaene / dpa

Geplantes Islam-Institut: Zentralrat der Muslime kritisiert Humboldt-Universität

Im Streit um den Beirat für ein geplantes Islam-Institut beschuldigt der muslimische Dachverband den Gründungsbeauftragten des Instituts.

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) hat heftige Kritik an der Berliner Humboldt-Universität (HU) für deren Vorgehen bei der Gründung eines Islam-Instituts geübt. Für das Scheitern einer Kooperationsvereinbarung zur Bildung eines Instituts-Beirats machte der Verband vor allem den Gründungsbeauftragten Michael Borgolte verantwortlich, wie aus einer am Freitagabend veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Der ZMD-Landesverband Berlin unterstütze „weiterhin mit aller Kraft den Aufbau einer Islamischen Theologie“ an der HU Berlin, hieß es.

Irritiert zeigte sich der Landesverband über Äußerungen Borgoltes, „die weder den Tatsachen entsprechen noch dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen dienlich sind“, wie die Vizevorsitzende Lydia Nofal sagte. „Zu unserem großen Bedauern müssen wir zum wiederholten Male feststellen, dass Herr Borgolte seiner Rolle als Moderator nicht gewachsen ist und ihm selbst nach zweijähriger Beschäftigung mit dem Thema noch immer grundlegende Kenntnisse und Kompetenzen fehlen“, erklärte sie. Sollten die Verhandlungen trotz aller Bemühungen doch noch scheitern, wäre dies „nicht zuletzt dem dilettantischen Vorgehen des Moderators“ zuzuschreiben. Auf welche Äußerungen sich die Kritik bezog, erwähnte der Verband nicht.

Vier von fünf muslimischen Verbänden unterschrieben nicht

Die geplante Gründung des Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität hatte zuletzt einen schweren Rückschlag erlitten. Vier von insgesamt fünf islamischen Verbänden hatten die Vereinbarung nicht unterschrieben. Dabei handelte es sich um den ZMD, Ditib, die Islamische Föderation Berlin sowie den Verband der Islamischen Kulturzentren. Lediglich die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands hatte fristgerecht bis Anfang April die Vereinbarung zur Bildung eines Beirats unterzeichnet.

An der Gründung des Islam-Instituts will die Universität weiterhin festhalten. Die Senatskanzlei hat für kommenden Freitag Vertreter der Hochschule und der islamischen Verbände zu einem klärenden Gespräch eingeladen.

Konfliktreiche Verhandlungen im Vorfeld

Aus Universitätskreisen war bekannt geworden, dass die Verhandlungen mit den Islam-Verbänden zuvor schwierig und konfliktreich verlaufen waren. Ein Grund waren offenbar andere Vorstellungen der Islam-Verbände über ihr Mitspracherecht bei der Personalbesetzung.

Der Historiker Michael Borgolte war Ende März 2017 vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und HU-Präsidentin Sabine Kunst zum Gründungsbeauftragten für ein Institut für Islamische Theologie an der HU ernannt worden. Borgolte hatte 1991 bis 2006 Geschichte des Mittelalters an der Hochschule gelehrt. epd

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