zum Hauptinhalt
In dieser Unterführung im Monbijoupark ist Mohammed erstochen worden.

© Paul Zinken/dpa

Update

Gericht hat Haftbefehl erlassen: Messerattacke im Monbijoupark wegen „Streit aus nichtigem Anlass“

Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt wegen Totschlags - nach dem Messerangriff auf einen 13-Jährigen wird Haftbefehl für den mutmaßlichen Täter beantragt.

Nach der tödlichen Messerattacke auf den 13-jährigen Mohammed A. im Monbijoupark hat die Staatsanwaltschaft Berlin am Dienstag einen Haftbefehl bei Gericht beantragt. Das Gericht erließ am Dienstagnachmittag einen Haftbefehl wegen des Vorwurfs des Totschlags sowie wegen gefährlicher Körperverletzung und ordnete Untersuchungshaft an.

Der 41-Jährige hatte sich am Montag bei der Mordkommission des Landeskriminalamtes gestellt, er wurde festgenommen und vernommen. Der Mann ist türkischer Staatsbürger und lebte in Berlin. Er ist nach Tagesspiegel-Informationen wegen Körperverletzungsdelikten bereits polizeibekannt.

Das genaue Motiv für die Messerattacke, bei der Mohammed A. in der Nacht zu Sonntag getötet und der 22-jährige Ahmed A. schwer verletzt worden war, sind noch unklar. „Das ist noch nicht abschließend geklärt“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es deute sich aber „Streit aus nichtigem Anlass“ als Motiv an.

Die Tat ereigne sich am Samstag gegen 22.40 Uhr im Tunnel unter dem Viadukt der Stadtbahn zwischen Monbijou- und James-Simon-Park gegenüber der Museumsinsel. Dort soll der Tatverdächtige, so stellte es die Polizei auf Grundlage von Zeugenaussagen zunächst dar, in Streit geraten sein mit einer siebenköpfigen Gruppe.

Der 41-Jährige soll Mohammed A. mindestens zwei Mal in den Bauch gestochen haben. Dann soll der Angreifer ruhig weggegangen sein.

Als der 22 Jahre alte Ahmed A. aus der Gruppe ihn aufhalten wollte, stach er auch auf diesen ein. Der Syrer erlitt schwere Verletzungen im Schulterbereich, schwebte in Lebensgefahr und liegt im Krankenhaus. Der Täter ging ruhig weiter, flüchtete nicht hektisch.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Mohammed soll an diesem Abend mit einem zwölfjährigen Mädchen unterwegs gewesen sein und nicht mit einer Gruppe, wie Ahmed A. dem Tagesspiegel sagte.  Sie sei „eine Freundin“ gewesen, heißt es. Mohammed und Ahmed kannten sich demnach schon eine Weile, sie hätten sich am Hermannplatz kennengelernt.

Am Samstagabend hätten sie sich kurz gegrüßt, sagte Ahmed A. Dann sei ihm der spätere Täter entgegenkommen, bei ihm sei eine jüngere Frau gewesen, er soll geflucht haben – auf Deutsch: „Scheiße“. Schließlich hörte Ahmed A. hinter sich Schreie, er drehte sich um, schaute in den Tunnel und sah wie der Mann auf Mohammed einstach.

Polizisten und Kriminaltechniker ermitteln im Monbijoupark in Berlin-Mitte.
Polizisten und Kriminaltechniker ermitteln im Monbijoupark in Berlin-Mitte.

© dpa

Auch ein anderer Augenzeuge hörte die Schreie. Er lief in Richtung Stadtbahnviadukt und sah, wie Mohammed starb. Und er beobachtete, wie Ahmed A. seine Jacke nahm, sie sich um Hand und Arm wickelte und den Täter stoppen wollte.

Der Täter habe ihm gesagt, dass er mit ihm das Gleiche machen würde wie mit dem Jungen, berichtet Ahmed A. Zwei Mal habe er den Hieben des Mannes ausweichen könne, dann habe ihm der Mann das Messer in den oberen Brustbereich gerammt. Ahmed A. schwebte in Lebensgefahr, er wachte erst im Krankenhaus wieder auf. Dort sagten ihm die Ärzte, er habe sehr viel Glück gehabt, dass er überlebt hat.

[Mehr aus der Hauptstadt. Mehr aus der Region. Mehr zu Politik und Gesellschaft. Und mehr Nützliches für Sie. Das gibt's nun mit Tagesspiegel Plus: Jetzt 30 Tage kostenlos testen.]

Ungeklärt ist die Frage, warum sich der 13-jährige Mohammed A. so spät abends in Mitte herumgetrieben hat. Er war vor vier Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Sie hatten in Jarmuk gelebt, einem Lager für palästinensische Flüchtlinge bei Damaskus. Dann flüchteten sie vor dem Krieg in Syrien.

Was machte Mohammed nachts im Park?

Auch Mohammed A. soll der Polizei bereits aufgefallen sein. Seine Freunde nannten ihn Momo, wie einer von ihnen schreibt. Seit drei Wochen lebte er nicht mehr bei seinen Eltern, wie sein Vater Hossam A. dem Tagesspiegel sagte. Die Eltern hatten demnach beim Jugendamt um Hilfe gebeten, weil sie mit ihrem Sohn nicht mehr zurechtgekommen sind. Auf seine Eltern habe er nicht mehr gehört, sagen sie.

[In unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken befassen wir uns regelmäßig unter anderem mit Polizei- und Sicherheitsthemen. Die Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Über den Kinder- und Jugendnotdienst habe das Jugendamt Mohammed in Obhut genommen, berichtete Hossam A.. Doch in der Einrichtung soll 13-Jährige selten übernachtet haben. Das hätten ihm die Mitarbeiter dort am Telefon erklärt, berichtete der Vater.

Die Senatsverwaltung für Bildung und Jugend habe bislang nur Hinweise darauf, dass das Opfer in einer Einrichtung der Jugendhilfe untergebracht war, sagt eine Sprecherin. Den Hinweisen gehe die Behörde jetzt nach. Aus Rücksicht auf das besondere Schutzbedürfnis von Minderjährigen wollte sich die Jugendverwaltung aber nicht näher zu dem Fall äußern.

Die Familie hatte auch selbst noch Kontakt zu Mohammed, wie Geschwister und Eltern erzählen. Doch drei Tage vor der Tat war er nicht mehr zu erreichen. Der Handyvertrag sei ausgelaufen, erzählten sie. Jetzt ist Mohammed tot.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false