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Gerichtsmedizin: Abriss in der Invalidenstraße: Mordakten lagen im Müll

Bei den Abrissarbeiten am alten Leichenschauhaus in der Invalidenstraße sind Mordakten und Oduktionsberichte im Müll gelandet. Die Senatsgesundheitsverwaltung gerät jetzt in Erklärungsnot.

Eine Ungeheuerlichkeit, ein Skandal – so nennt Michael Tsokos, der neue Chef der Gerichtsmedizin, den Fund im Schutt. Beim Abriss des alten Leichenschauhauses in der Invalidenstraße waren vertrauliche Mordakten und Obduktionsberichte im Müllcontainer gelandet. Jetzt gerät die Senatsgesundheitsverwaltung in Erklärungsnot. Bis zum Donnerstag kommender Woche hat die Behörde Zeit, den Vorgang dem Landesdatenschutzbeauftragten zu erklären. „Wir sind entsetzt, wie mit sensiblen Informationen und Akten umgegangen worden ist“, sagte die Sprecherin Anja-Maria Gardain.

In einem verlassenen Sektionssaal und inmitten des Bauschutts hatten vertrauliche Ermittlungsakten zu früheren Mordfällen gelegen, aber auch Obduktionsberichte, Röntgenbilder und Fotos von Körperteilen sowie ganze Aktenordner. Doch nicht nur längst verjährte Fälle, die mehr als 30 Jahre her sind und demnach nicht mehr aufgehoben werden müssen, fanden sich in dem Chaos. Es sollen auch Befunde zu einer Computertomographie (CT) eines noch lebenden Patienten aus dem Jahr 1994 oder auch ein CT-Befund zu einem Hirninfarkt eines Patienten aus dem Jahr 1998 darunter sein.

„Wir müssen nun recherchieren und überprüfen, was gefunden worden ist“, sagte die Sprecherin der zuständigen Senatsverwaltung für Gesundheit, Marie-Luise Dittmer. Die Akten seien am Mittwoch von einem Mitarbeiter der Verwaltung sichergestellt worden. Der neue Leiter des gerichtsmedizinischen Instituts, Michael Tsokos, sagte: „Mich trifft das wie ein Schlag. Das ist eine Ungeheuerlichkeit“, sagte er gestern.

Zugleich betont Tsokos, dass er für den Skandal nicht verantwortlich sei. Er trat sein Amt am 1. Januar dieses Jahres an. Der Umzug begann jedoch schon im Jahr 2005. Im vergangenen Jahr wurde das Gebäude schließlich stillgelegt, denn die gerichtsmedizinischen Einrichtungen des Landes, die über die ganze Stadt verteilt waren, wurden in der Moabiter Turmstraße zusammengefasst. Die verjährten Dokumente hätten damals vernichtet werden müssen. „Ich verstehe nicht, wie bei der Übergabe der Räume Akten übersehen werden konnten“, sagte Tsokos. (tabu)

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