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Berlin: Geschäfte mit Geschenken

Mit dem Wirtschaftswachstum steigen auch die Etats für Reklame. Die Werbeartikelhersteller freuen sich

An ihnen führt kein Weg vorbei. Jeder kennt sie, jeder besitzt welche: Kugelschreiber mit der Adresse eines Hotels, Terminkalender von einem Bankinstitut oder Streichholzschachteln mit dem Logo eines Cafés. Sie sind die klassischen Werbeartikel, die wenig kosten und millionenfach verschenkt werden – in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit des potenziellen Kunden auf sich zu ziehen. Dazu kommen Geschenke, die Firmen an verdiente Mitarbeiter und wichtige Geschäftspartner zu Feiertagen verteilen.

Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz der deutschen Werbeartikelbranche nach Jahren der Stagnation erstmals auf 3,1 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Die Wirtschaft boomt und gibt wieder mehr Geld für die Vermarktung ihrer Produkte aus. Ein Trend, von dem auch die in Berlin tätigen Hersteller profitieren.

„Wenn man ein neues Produkt auf den Markt bringt, dann will man es mit dem passenden Werbeartikel bekannt machen. Wir helfen unseren Kunden, den richtigen Artikel dafür zu finden und lassen ihn dann beispielsweise in Hongkong herstellen“, sagt Anja Mätzig, Vertriebsassistentin bei der Grabenhorst & Vetterlein GmbH. 130 eng bedruckte Seiten mit Werbeartikeln umfasst der Firmenkatalog, vom Manschettenknopf mit Werbelogo über bedruckte Regenschirme bis zu Reisetaschen und Koffern in den Firmenfarben des Kunden und mit seinem Schriftzug versehen. Dazu kommen Sonderanfertigungen im Auftrag des werbenden Unternehmens wie zum Beispiel Gartenzwerge, die durch die Farbe ihrer Kleidung auffallen. „Viele Firmen suchen das Besondere, aber auch Klassiker wie Feuerzeuge sind nach wie vor gefragt. Die gibt es bei uns ab einer Mindestabnahme von 500 Stück“, sagt Mätzig, eine von 25 Mitarbeitern am Teltower Damm.

„Vor allem die großen Firmen geben wieder mehr Geld für ihr Image aus. Das kommt uns zugute“, erklärt Wolfgang Kirsch, Geschäftsführer der Romanowski Design GmbH. Vor elf Jahren zog das Unternehmen aus Platzgründen von Berlin nach Bernau-Birkholz, wo acht Mitarbeiter unter anderem mit dem Entwerfen und der Produktion von Büroartikeln aus Aluminium und Edelstahl beschäftigt sind. Dazu kommen zehn Außendienstmitarbeiter, die auch Artikel anderer Unternehmen verkaufen. Zu den Produkten zählen Briefständer, Telefonregister und Magnettafeln, aber auch Bilderrahmen und Schachbretter. 70 Prozent des Umsatzes werden über den Einzelhandel erzielt, 20 Prozent mache das Geschäft mit Werbeartikeln aus. „Die Firmen suchen neue, ausgefallene Produkte, denn sie wollen nicht jedes Jahr dasselbe verschenken“, sagt Kirsch. Dabei spiele der Spaßfaktor eine immer größere Rolle. „Für den Hockenheimring haben wir beispielsweise ein Miniatur-Formel-1-Auto mit eingebauter Uhr angefertigt. Solche Sachen sind bei Männern begehrt“, so Kirsch.

Yasmin Born, Sprecherin der Fluggesellschaft Air Berlin, bestätigt die allgemeine Tendenz. „Unser Etat für Werbemittel ist in den letzten Jahren gestiegen, was auch damit zu tun hat, dass wir uns häufiger bei Events präsentieren.“ Dazu zählen Auftritte bei Golfturnieren oder Heimspiele von Hertha BSC, auf denen zum Beispiel kleine Taschenkalender mit dem Logo des Vereins an die Zuschauer verteilt werden. Kulis, Schlüsselanhänger, Baseballkappen, Handtücher, Reisetaschen und T-Shirts mit dem Schriftzug von Air Berlin gehörten bis jetzt zu den Reklamegeschenken beim Kampf um den Kunden. „Nach der Übernahme der Fluggesellschaft DBA haben wir jedoch mehr Geschäftsreisende und überlegen, auch hochwertigere Werbeartikel einzusetzen, beispielsweise Kugelschreiber, die etwas teurer sind als unsere bisherigen“, sagt Born.

Dass die Etats für Werbung steigen, hat auch Ralph Schäflein, Designer beim DNS Berlin Designteam, wo fünf Menschen arbeiten, gemerkt. Der Renner unter den derzeit 50 von DNS entworfenen Werbeartikeln ist ein Flaschenhalter namens Waterbelt, der an einem längenverstellbaren Umhängeband befestigt ist. Das Umhängeband aus Polyester oder Nylon wird von Firmen gerne als Werbefläche genutzt. „Wir haben den Waterbelt patentiert und dafür einen Designpreis bekommen. Die Resonanz bei den werbenden Firmen ist riesig“, sagt Schäflein. Mindestens 500 Stück des in Fernost in Auftrag gegebenen Produkts müssen interessierte Firmen abnehmen. „Der Preis ist in diesem Geschäft sehr wichtig. Wenn die Qualität stimmt, kann man jedoch auch mit hochpreisigen Artikeln erfolgreich sein“, so Schäflein.

Joachim Göres

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