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Ausbaufähig. Die Koalition will die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel günstiger machen.

© Daniel Naupold / dpa

Geschäftsbericht für 2019 veröffentlicht: BVG verdoppelt Schulden trotz steigender Abo-Zahlen

Viel mehr Schulden, viel mehr zahlende Stammkunden, viel weniger Investitionen: Die BVG hat die Zahlen für 2019 veröffentlicht.

Auf den ersten Blick passen die Zahlen nicht zusammen, die die BVG am Montag in ihrem Geschäftsbericht für 2019 veröffentlich hat.

Demnach verdoppelte sich der Schuldenstand am Jahresende von 55 auf 109 Millionen Euro. Geplant war ein Jahresplus von 1,4 Millionen, stattdessen gab es ein Minus von 60 Millionen. Das hat einen Grund: Es ist der von Verdi erkämpfte Tarifabschluss für die gut 14.000 Mitarbeiter vor einem Jahr, der das Unternehmen 90 Millionen Euro gekostet hat.
Pleite ist die BVG deshalb aber nicht, bei fünf Banken hat sie „vertraglich zugesicherte Kreditlinien“ von 450 Millionen Euro, wie es in dem Bericht heißt. Damit sind nur ein Viertel der möglichen Kredite aufgenommen. Dennoch hat die BVG im vergangenen Jahr die maximale Kreditsumme durch Verhandlungen mit einer Bank sicherheitshalber um 70 Millionen erhöht, zuvor waren nur 380 Millionen Schulden möglich.
Die Einnahmen sind gestiegen, allerdings längst nicht so stark, um diese Personalmehrkosten zu decken. So wurden 1,13 Milliarden Fahrgäste befördert, ein kleines Plus von 2,2 Prozent, oder in Zahlen: 24 Millionen Fahrgäste mehr. Die BVG hat nach eigenen Angaben elf Prozent aller deutschen Fahrgäste im Nahverkehr befördert – dies zeigt, dass die Berliner im Schnitt viel mehr Bus und Bahn fahren, als der deutsche Durchschnitt.
Das Plus wäre größer, hätte es im Frühjahr nicht mehrere, teilweise ganztägige Streiks von Verdi gegeben. Erfreulich ist die Entwicklung bei den Abonnements, es gibt 317.000 mehr. Davon sind allerdings 266.000 Schülertickets, die seit 2019 das Land Berlin für alle Schüler bezahlt. Die BVG erhält vom Land pro Monat 22,50 EUR für jedes Schülerticket, gesamt also 72 Millionen Euro pro Jahr.

2019 hat die BVG zwölf Prozent weniger investiert als 2018

Der Anteil der Abos an den Einnahmen ist auf fast 45 Prozent gestiegen, diese 342 Millionen Euro sind also sichere Einnahmen. Insgesamt hatte die BVG 766 Millionen Euro Fahrgeldeinnahmen. Die positive Entwicklung bei den Abos dürfte sich vor allem im kommenden Jahresbericht zeigen. Denn wegen Corona verkauft die BVG derzeit so gut wie keine Einzeltickets mehr am Automaten.  Pro Tag macht die BVG derzeit eine halbe Million Euro Verlust, sagte eine BVG-Sprecherin kürzlich. Das Land hat Hilfe zugesagt.

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Im abgelaufenen Jahr hat die BVG zwölf Prozent weniger investiert als 2018, nämlich nur noch 392 Millionen statt 447 Millionen. Geplant hatte die BVG 481 Millionen Euro Investitionen, es wurden also fast 90 Millionen Euro weniger ausgegeben. Denn es wurden weniger Straßenbahnen und U-Bahnen gekauft als geplant.

Bekanntlich gab es für den Milliardenauftrag für neue E-Bahnen eine Verzögerung von zehn Monaten, weil ein unterlegener Konkurrent gegen die Auftragsvergabe geklagt hatte. Zudem wurden andere Projekte zeitlich gestreckt.

Letztlich wurden nur für 137 Millionen Euro neue Fahrzeuge gekauft. 217 Millionen Euro wurden die Infrastruktur gesteckt, 160 Millionen allein in den barrierefreien Ausbau von U-Bahnhöfen und die Sanierung alter Tunnel.
Fazit im Geschäftsbericht: „Unter Berücksichtigung des Sondereffekts Tarifabschluss 2019 ist der Vorstand insgesamt mit der Entwicklung zufrieden und blickt positiv in die Zukunft.“

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