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Berlin: Geschäftsleute loben Achim: Weniger Spritzen und Hundehaufen

Seit Monaten reinigt er die Potsdamer Straße – bezahlt von Händlern

Morgens um acht fängt Joachim Eck an und dreht zwei, drei Stunden lang seine Runde: „Potze rauf und Potze wieder runter.“ Wenn das Wetter schön ist, kommt seine Frau mit. Auch wenn die Füße nach einer Weile weh tun: Er macht erst Schluss, wenn alles sauber ist. Seit sechs Monaten kümmert sich der 63-Jährige als erster privater Straßenmeister Berlins täglich um die Sauberkeit der Potsdamer Straße. „Von Brücke zu Brücke“ reicht sein Revier, sagt er. Zwischen Schöneberger Ufer und U-Bahnhof Bülowstraße hält er die Bürgersteige in Schuss. „Das ist nicht leicht. Die Autofahrer an der Ampel werfen einfach alles aus dem Fenster. Und Achim hebt das hoch!“

Unter den Geschäftsleuten der Potsdamer Straße wird man kein schlechtes Wort über Joachim Eck hören. Emad El-Kady von Burger King ist zufrieden: „Früher lagen hier gebrauchte Spritzen und Hundehaufen auf der Straße. Die Zeiten sind vorbei.“ Darum hat er dem Straßenmeister Eck angeboten, jederzeit so viel zu essen, wie er möchte. „Das ist ein netter Mensch“, findet auch Mehmet Dogan, Besitzer des Dönerladens „Florya“. Hier trinkt Joachim Eck ab und zu einen Kaffee. „Die BSR hat hier nie so gut sauber gemacht.“

Bezahlt wird Joachim Eck durch eine Gruppe von Geschäftsleuten der Straße. „Herr Eck ist der richtige Mann. Wir sind sehr zufrieden“, sagt Brigitte Wartmann. Sie koordiniert im Auftrag des Quartiersmanagements eine Initiative von 22 Immobilieneigentümern der nördlichen Potsdamer Straße, die einen Marketing-Club gründen wollen. Die Straße soll aufgewertet, leer stehende Läden sollen vermietet und die Gebäude besser beleuchtet werden. Auch an Kunstprojekte wird gedacht.

Mit den Leuten in der Straße kommt Joachim Eck wunderbar aus. „Ich kenne so meine Stellen: Beim Türken muss ich mich immer erst mal setzen, und auch am Obststand stecken sie mir was zu. Die Leute kennen mich eben: ,Da kommt der Achim‘, rufen sie.“ Aydin Dalli und Canavar Söker sind in dem türkischen Obstladen Verkäufer. Natürlich kennen sie Joachim Eck: „Auch unsere Schürze ist rot und deswegen ist er unser Kollege!“

Gabriele Khalet führt den Blumenladen „Blume 2000“. Sie findet Joachim Ecks Arbeit gut – auch wenn er schon mal mit ihr schimpfen musste: „Früher habe ich Blätter und Erde einfach unter den Baum gekehrt. Das fand er nicht in Ordnung, und er hat mir die Meinung gesagt.“

Am schlimmsten sind die Hundehaufen: „Da kommt einfach ein Taschentuch drüber. Ich packe dann mit meiner Zange rein, und dann quietscht es. Meinen Sie, das ist schön?“ Neulich machte Joachim Eck an der Bushaltestelle eine Zigarettenpause, als auf der anderen Straßenseite eine Hundehalterin den Haufen hinterließ. „Dann zieh ich die Mütze auf und rufe ,Na, na, na!‘. Das wirkt.“ Natürlich sei so etwas auch eine Art Erziehung, sagt Eck, aber: „Wer eine nette Frage stellt, bekommt eine nette Antwort. Ich werde nicht frech, aber ich sage, was mir am Herzen liegt. Ich sorge für ein gutes Klima, dafür bekomme ich hier mein Geld.“

Manchmal flüstern die Leute: „Der ist doch bekloppt! Jedes Papier hebt der hoch!“ Joachim Eck antwortet dann: „Das habe ich gehört! Meine Ohren sind nämlich noch gut.“ Den Wagen benutzt er nicht mehr, weil die Schulkinder ihn immer geklaut haben. Jetzt leert er seinen Eimer an den Mülltonnen. Die Leute erkennen ihn sofort an seinem „Piependeckel“: Die rote Mütze sieht man von weitem.

Sebastian Esser

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