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Berlin: Gesellschaften jagen einander die Mieter ab

Prämien und Drücker: Harter Kampf gegen LeerstandVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Weil wegen Vermietungsschwierigkeiten allein bei den städtischen Gesellschaften annähernd 6000 Wohnungen leerstehen, wird der Kampf um Mieter immer härter.

Prämien und Drücker: Harter Kampf gegen LeerstandVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Weil wegen Vermietungsschwierigkeiten allein bei den städtischen Gesellschaften annähernd 6000 Wohnungen leerstehen, wird der Kampf um Mieter immer härter.Prämien für die erfolgreiche Empfehlung neuer Mieter waren hier und da bereits üblich geworden.Doch nun gibt es sogar Hinweise auf "Drückerkolonnen".Nach Auskunft der Abgeordneten Barbara Oesterheld (Bündnisgrüne) und Michael Arndt (SPD) ziehen die Werber vorwiegend durch die Plattenbausiedlungen und versuchen, Mieter mit verlockenden Angeboten zum Auszug zu bewegen - die Gesellschaften jagen sich gegenseitig die Mieter ab. Vor allem in nicht sanierten Plattenbauten sollen "Drücker" unterwegs sein, die nicht nur Wohnungen anbieten, sondern auch Erleichterungen beim Umzug sowie mietfreies Wohnungen für einige Monate in Aussicht stellen.Vor allem die städtischen Gesellschaften machten sich Konkurrenz, sagte Michael Arndt - nicht nur in Marzahn, sondern zunehmend auch im Westteil der Stadt."Der Verdrängungswettbewerb führt zur Instabilität und schafft neue Probleme auf dem Wohnungsmarkt". Die größeren Wohnungsbaugesellschaften betonten gestern, sie führten nur "fairen" Wettbewerb untereinander.Von den im Ausschuß erwähnten Praktiken wüßten sie nichts.Von der Wohnungsbaugesellschaft Marzahn hieß es, man könne sich derartige Aktionen aber gut vorstellen.Hätte man einen konkreten Anhaltspunkt, ginge man wegen unlauteren Wettbewerbs vor. Bau-Staatssekretär Ulrich Arndt wertete den von den Abgeordneten beobachteten und kritisierten Einsatz von "Drückerkolonnen" auch als ein Indiz dafür, daß Wohnungsleerstand die Mieter in die günstige Lage bringt, unter Wohnungen auswählen zu können."Die gute Situation wird sich weiter entspannen".Für den Senat sei auch das Überangebot an Mietwohnungen ein Grund, den Schwerpunkt vom Miet- auf den Eigentumswohnungsbau zu lenken - was in der Praxis bedeutet, daß im nächsten Jahr 3000 neue Eigenheim-, aber nur 1300 Mietwohnungen gefördert werden. Zu den bisher bekannten und seriösen Lockangeboten zählen beispielsweise Aktionen der Gehag und der DeGeWo.Die Gehag wollte drohendem Leerstand in Karow mit der Idee "Mieter werben Mieter" begegnen.Mieter, auf deren Empfehlung andere in das Neubaugebiet einzogen, erhielten 200 Mark.Das Unternehmen verteilte auch Prospekte in Plattenbausiedlungen.Man habe aber keine Drückerkolonnen eingesetzt, hieß es."Das ist nicht der Stil unseres Hauses".Die DeGeWo versprach in Hauswurfsendungen, beim Einzug in eine Wohnung in Altglienicke in Treptow, zwei Monatsmieten nicht zu berechnen.Außerdem eine bis zu einer Mark pro Quadratmeter reduzierte Einstiegsmiete.Leerstand sei im übrigen auch eine Frage der Lage.Für eine neue Wohnanlage an der Gorkistraße in Reinickendorf lägen bereits überdurchschnittlich viele Bewerbungen vor.

CHRISTIAN VAN LESSEN

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