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Berlin: Gesine Weinmiller, Star-Architektin

Wer gewinnt schon einen internationalen Wettbewerb gegen seinen so renommierten Lehrer? Die neue Landesbank in Karlsruhe baut sie, nicht Hans Kollhoff.

Wer gewinnt schon einen internationalen Wettbewerb gegen seinen so renommierten Lehrer? Die neue Landesbank in Karlsruhe baut sie, nicht Hans Kollhoff. Bei ihm „hat sie alles gelernt, was sie kann“.

„Gewinnen macht Spaß.“ Das fand die junge Architektin schon, als sie 1992 inmitten internationaler ArchitekturStars („Die hielten mich für die Sekretärin von Sir Foster.“) überraschend einen der zweiten Preise für den Umbau des Reichstages errang. Internationale Beachtung fand ihr Entwurf für das Holocaust-Denkmal. Richtig bekannt gemacht haben sie der Umbau der Amtsitze des Bundestagspräsidenten und des Bundeskanzlers und 2001 der Neubau des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt. „Schuhkarton“ haben einige Nörgler zu dem Bau gesagt.

Gesine Weinmiller wirkt wie ihre Bauten: klar, nüchtern, elegant – ohne Allüren. Eher hanseatisch, obwohl in Konstanz geboren, in Brüssel, Luxemburg und am Starnberger See aufgewachsen. Studium in München an der TU und für sie so wichtige Stationen als Assistentin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich 1992/93 und im kleinen Berliner Kollhoff-Büro.

„Berlin hat sich so ergeben.“ Sie hat gelernt, an jedem Ort der Welt glücklich zu sein, wenn das engere Umfeld stimmt. „Wahnsinnig nette Eltern“ hat sie – und mit ihrem Mann Ivan Reimann, der auch ein beachteter Architekt ist (Neubau des Auswärtigen Amtes!), drei Kinder. Ihr schickes Büro, mit Partner Michael Großmann und zwölf Mitarbeitern, ist bestens beschäftigt. „Uns geht es gut.“ Sie spielt jetzt „in der Bundesliga“, „gestaltet“ eine Bausumme von 130 Millionen Euro. Viel größer möchte sie gar nicht werden, lieber ein Büro, das sich die Leckerbissen aussucht. Und dazu ist sie noch Professorin an der Hamburger Kunsthochschule. Nicht gerade ein kleines Projekt, das Leben der Gesine Weinmiller.

Das „neue Berlin“ findet sie nicht so schlecht. Im Vergleich zur Qualität in Amerika oder in Frankreich „meckern wir auf einem sehr hohen Niveau“. Für die deutsche Politik hat die aktive Frau und Mutter einen verständlichen Rat: Nutzt endlich das riesige Potenzial, das Kinder für unsere Gesellschaft bedeuten.

Heik Afheldt war Herausgeber von „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und Tagesspiegel.

Gesine Weinmiller (41) ist Inhaberin eines Architekturbüros in Berlin mit zwölf Mitarbeitern sowie Vizepräsidentin und Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg.

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