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Berlin: Gespenster

über den geänderten Blick auf Busse und Bahnen Die Türkei ist weit weg, fast so weit wie Ägypten. In beiden Ländern sind in den letzten Jahren öfter Bomben explodiert, die Touristen haben sich ein wenig erschreckt – und bald war wieder alles zum vermeintlichen Normalzustand zurückgekehrt.

über den geänderten Blick auf Busse und Bahnen Die Türkei ist weit weg, fast so weit wie Ägypten. In beiden Ländern sind in den letzten Jahren öfter Bomben explodiert, die Touristen haben sich ein wenig erschreckt – und bald war wieder alles zum vermeintlichen Normalzustand zurückgekehrt. Eine innere Angelegenheit der Türkei und der Kurden, hofften wir. Nun hat es wieder geknallt, Türkei-Touristen sind gestorben. Doch seit den Anschlägen von London sieht es so aus, als gäbe es in diesem Sinn keine inneren Angelegenheiten mehr. Die Gedankengänge terroristischer Selbstmörder haben offenbar den letzten Rest von Rationalität verloren. Der Blick wird schärfer, der Argwohn ist schneller geweckt, und es gibt wohl auch in Berlin kaum noch jemanden, der völlig unbesorgt in Busse oder Bahnen einsteigt.

So, wie wir seit dem 11.September 2001 fast schon automatisch die Mitflieger am Gate in Harmlose und Verdächtige sortieren, so beginnen wir nun auch beim U-Bahn-Fahren, Risiken abzuschätzen, die gewichtiger sind als die Gefahr, den Zug zu verpassen. Er habe den Eindruck, berichtet ein Leser, als würden Fahrgäste südländischen Typs mit Rucksack in letzter Zeit sehr distanziert behandelt, wenn nicht gar deutlich gemieden.

Sieht da einer Gespenster? Breitet sich ein neuer subtiler Rassismus aus? Ach, es ist wohl einfach Vorsicht. Und zu ihr haben wir wirklich ausreichend Grund.

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