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Berlin: Gestrandet auf gepackten Koffern

Die Pleite der Fluggesellschaft Aero Lloyd trifft auch Berlin – Tausende haben gebucht. Sie müssen Umwege und Verzögerungen in Kauf nehmen

„Ich wollte fünfzig Euro sparen“, sagt Eckard Timpe. Sonst ist er immer mit Egypt Air nach Ägypten geflogen. Diesmal war Aero Lloyd billiger. Zwei der zwanzig Airbusse stehen in Sichtweite auf dem Nordteil des Tegeler Flughafens, doch sie starten nicht mehr. Die traditionsreiche deutsche Ferienfluggesellschaft ist pleite. Jetzt sitzt Timpe im Reisezentrum des Airports und weiß nicht, wie es weiter geht. So wie er strandeten hier gestern rund 300 Urlauber, die um 6.10 Uhr nach Luxor und um 12.40 Uhr nach Hurghada starten wollten. Etwa die gleiche Zahl wartete in Ägypten auf den Rücktransport. Am Wochenende sind in Berlin noch einmal 15 Hin- und Rückflüge mit rund 5000 Reisenden betroffen. Die Veranstalter wollen Ersatzflüge mit anderen Airlines organisieren.

Auch das Paar neben Eckard Timpe ist sauer. Früh um 1.30 Uhr ist es in Bautzen losgefahren. „Wir wollen zum Tauchurlaub“, sagt Matthias Borczyk. Doch bei ihrem Reiseveranstalter Öger habe man nur eine Erstattung des Preises oder einen Flug nach Antalya angeboten. „Da waren wir gerade“, erzählen Dennis Böhm und Cornelia Klieme aus Weißensee. Sie haben ihre Tickets zurückgegeben und denken über Schadensersatzforderungen nach. Zunächst aber suchen sie, bepackt mit Reisetaschen, nach Ersatzangeboten, um doch noch in den Urlaub zu kommen. Am Nachmittag erklärt eine Öger-Sprecherin, man habe doch alle Passagiere umbuchen können. Gleiches berichtet Kerstin Heinen von der Thomas-Cook-Gruppe, bei der rund 150 Berliner betroffen waren.

Am Alltours-Schalter schaut ein Mann auf die Uhr. „Jetzt hätten wir in Luxor landen sollen“, sagt er. Thomas Seidel aus Buckow wollte mit Freundin, Schwester und Tochter um 6.10 Uhr für 14 Tage in die Sonne. Am Mittwoch, beim Vorabend-Check-in der Koffer, sei noch alles in Ordnung gewesen. Jetzt soll es gegen 14 Uhr mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, von dort per Bus nach Dortmund und von dort nach Ägypten gehen.

„Ich bin stinksauer“, schimpft Edith Fröhlich. Die Vier-Personen-Reise hatte sie bereits im vergangenen November gebucht. Ähnlich geht es den Familien Arlt und Kunz, die mit vier Erwachsenen und fünf Kindern ans Rote Meer wollen. „Das ist nicht das, was wir vom heutigen Tag erhofft haben“, sagt Birgit Waldenrath, die mit Ehemann Lothar per Auto aus Salzgitter gekommen ist, weil es ab Hannover keinen Flug mehr gab.

Für 17 Uhr kündigt das Personal am Counter eine Ersatzmaschine an. Zwei Damen haben für 2000 Euro ein Ferienhaus in Ägypten gebucht und bezahlt, doch die Flugtickets zu 340 Euro pro Person sind jetzt nichts mehr wert. Neue Flugscheine bei anderen Airlines gibt es für 490 oder mehr als 600 Euro. Nebenan, im Schaufenster des Last-Minute-Reisebüros, hängen noch die Angebote: mit Aero Lloyd für 526 statt 674 Euro nach Spanien.

Am heutigen Freitag sollte um 6.05 Uhr der erste Aero Lloyd-Flug nach Alicante starten, weitere Ziele waren Malta, Antalya, Adana sowie Dubrovnik ab Tegel und Schönefeld. Für Sonnabend und Sonntag standen je fünf Starts und Landungen in Tegel im Flugplan. Die Ziele: Chania, Neapel, Catania, Teneriffa, Faro, Palma, Agadir, Las Palmas, Antalya und Rhodos.

Rainer W. During

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