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Berlin: Gesuchter Gewalttäter erschoss SEK–Beamten

Weiterer Polizist bei Einsatz in Neukölln verletzt / 33-Jähriger sollte wegen Messerstecherei festgenommen werden

Ein Beamter des Spezialeinsatzkommandos ist gestern Nachmittag in Neukölln beim Einsatz gegen einen gesuchten Straftäter erschossen worden, ein zweiter Beamter wurde durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Der Gesuchte, ein als gewaltbereit bekannter Libanese, sollte um 16.35 Uhr in einer Wohnung an der Kienitzer Straße 33 festgenommen werden. Nachdem das SEK die Wohnungstür aufgebrochen hatte, wurden die Beamten sofort – noch im Flur – aus dem Wohnzimmer heraus beschossen. Dort hielten sich der Gesuchte und drei andere Männer auf.

Obwohl die ersten beiden Beamten zu Boden stürzten, gelang es der Spezialeinheit, die vier Männer ohne Einsatz von Schusswaffen zu überwältigen. Die Männer, darunter der mit Haftbefehl gesuchte Yasin Ali-K., wurden festgenommen. Zeitgleich wurde die ebenfalls der Familie Ali-K. gehörende Wohnung im 1. Stock gestürmt, dort gab es keinen Widerstand. Alle Festgenommenen sind der Polizei wegen vieler schwerer Straftaten bekannt, einer verbüßt gerade eine fünfjährige Haftstrafe und hatte Freigang.

Der 37-jährige Beamte, der seit zehn Jahren beim SEK war, hatte mit seiner Lebensgefährtin eine einjährige Tochter. Er starb eine Stunde später im Krankenhaus. Die Kugel drang zwischen Schutzschild und Helm unterhalb des Jochbeins ein. Zuletzt war 1996 ein Polizist in Berlin erschossen wurde – damals von einem betrunkenen Autofahrer.

Dem gestrigen SEK-Einsatz vorangegangen war eine Messerstecherei in der Rudower Diskothek „Jungle Club“ am 18. April. Diese Disko wird nach Angaben der Kripo von der Familie des Yasin Ali-K. kontrolliert. An diesem Abend wurden drei Mitglieder der ebenfalls libanesisch-kurdischen Großfamilie Al-Z. aus der Disko geworfen. Die Drei kehrten später zurück, um ein „klärendes Gespräch“ mit Baseballkeule und Schusswaffen zu führen. Es kam zum Streit, dann zu einem Messerstich. Das Opfer liegt noch im Koma. Ein zweiter Angehöriger der Familie Ali-K., der bei der Disko-Attacke dabei war, wurde gestern um 17 Uhr vom SEK in der Reinickendorfer Straße im Wedding festgenommen.

Dem SEK war klar, dass die gesuchten Männer in der Neuköllner Wohnung gefährlich sind. Einsatzleiter Jörg Manske sagte, dass die Polizei davon ausgegangen war, dass die Männer Messer und Schusswaffen besitzen und diese auch einsetzen. Der Einsatz sei trotz des Verlustes professionell gewesen, „ein Standardeinsatz, vieltausendfach geübt“. Wer den tödlichen Schuss abgab, ist unklar – nach Informationen des Tagesspiegels war es nicht der 33-Jährige, mit Haftbefehl gesuchte Yasin Ali-K. Sicher ist auch, dass der Schütze wusste, dass er auf Beamte schießt. Denn nach dem Einrammen der Wohnungstür wurde mehrfach „Polizei“ gerufen, sagte Manske. Die Anwohner der Kienitzer Straße waren nach den Schüssen über Lautsprecher aufgefordert worden, in ihren Wohnungen zu bleiben. Rettungssanitäter des SEK kümmerten sich sofort um die Verwundeten. In Berlin ist erstmals ein SEK-Beamter getötet worden. SEK-Chef Martin Textor hatte kürzlich über die erschreckend gestiegene Brutalität gegenüber der Polizei geklagt. „Früher legten die Leute die Ohren an, wenn das SEK einritt – heute schießen sie.“

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