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Gesundheit: 340.000 Berliner leiden unter Lärm

Straßenlärm und Motorradgeknatter: Viele Berliner sind vom Krach gestresst. Der Senat will Anwohnern von Hauptstraßen mit Tempo-30-Zonen helfen und auch S- und U-Bahnen sollen leiser werden.

Der Lärm von Autos, Bahnen und Flugzeugen gefährdet nachts die Gesundheit von fast 340 000 Berlinern und am Tage von 230 000 Menschen. Dies teilte die Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Katrin Lompscher mit bei der Vorstellung der neuen „Lärmkarten“ für Berlin. Krach erhöhe Studien zufolge das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen. Besonders betroffen seien Anlieger von Autobahnen und großen Verkehrsachsen in der Stadt – wie die Frankfurter Allee – und von Ausfallstraßen wie der Tempelhofer Damm.

Lärm
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© Tsp

„Wer es sich leisten kann, zieht wegen der Gesundheitsbelastung weg von den Hauptverkehrsstraßen“, sagte Lompscher. Deshalb drohten in besonders belasteten Gebieten die Entstehung „sozialer Brennpunkte“. Dieser Entwicklung will die Senatorin mit einem „Aktionsplan“ entgegen treten. Der Plan sieht Maßnahmen zur Bekämpfung des Lärms vor, die seit dem Jahr 2001 in Modellgebieten erfolgreich erprobt wurden.

Beispiele für besonders belastete Straßen sind die Lietzenburger Straße in Charlottenburg-Wilmersdorf, die Prenzlauer Promenade in Prenzlauer Berg, die Wisbyer Straße in Pankow und die Seestraße in Wedding. Die Bewohner angrenzender Häuser werden Lautstärken von mehr als 70 Dezibel ausgesetzt. Gesundheitliche Schäden drohen ab 55 Dezibel, der Senat strebt eine Richtwert von 70 Dezibel an. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer verursacht 100 Dezibel.

Um die Lärmbelastung zu senken, fordert die Senatorin Vorfahrt für Radfahrer und mehr Platz für Fußgänger. An verkehrsreichen Straßen sei dies durch die Verlagerung der Fahrbahnen zur Straßenmitte hin möglich, so dass mehr Platz ist für Fahrradweg und Bürgersteig. Weil Fahrzeuge so auch weiter entfernt sind von den Häusern, sinkt der Lärmpegel.

Eine weitere, „die billigste Maßnahme“, so Manfred Breitenkamp, Abteilungsleiter Umweltpolitik bei der Gesundheitsbehörde, sei die Ausweitung der Tempo-30-Zonen. Denn es gilt: Je langsamer Autos fahren, desto weniger Lärm verursachen sie. Allerdings gibt das Limit schon auf acht Prozent der übergeordneten Straßen – diese Quote könne aber um drei Prozent erhöht werden.

„Viele Straßen sind marode, auch dies verursacht Lärm“, so Breitenkamp weiter. Diese sollen saniert werden, die Gelder seien vom Senat bereits bewilligt worden. Die Modellprojekte hätten ferner gezeigt, dass besonders in zentralen Lagen der Verkehr um bis zu 30 Prozent verringert werden könne, wenn Parkraum bewirtschaftet werde. Denn diese Gebiete würden die Autofahrer dann meiden.

Auch Straßen-, S- und U-Bahnen verursachen gesundheitsgefährdenden Lärm: Betroffen sind über 75 000 Berliner. Die Einflugschneisen vom Flughafen Tegel bringt über 250 000 Menschen um ihre Nachtruhe. Und auch die Bahn ist lauter als erlaubt: über 160 000 Berliner sind besonders betroffen. Während die Bahn nicht in die Zuständigkeit Berlins fällt, haben Senat und die Berliner Verkehrsgesellschaft einen Sanierungsprogramm umgesetzt, der den Austausch von Schienen und Verbesserungen an den Bahnen vorsieht, um beispielsweise das Quietschen in den Kurven zu beseitigen.

Der Lärmminderungsplan soll nach Angaben der Senatorin bis zum Jahr 2008 umgesetzt werden. An den derzeit laufenden Abstimmungen seien der ADAC, die Krankenkassen und Nichtregierungsorganisationen beteiligt.

Die Senatsverwaltung für Gesundheit hat die Lärmkarten und die Pläne zur Lärmminderung ins Internet gestellt. Jeder Berliner kann dort durch die Eingabe seines Wohnorts prüfen, ob und wie er von starkem Lärm betroffen ist.

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