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Berlin: Gesundheitsreform schmälert Rentenerhöhung

Für jeden zweiten Ruheständler wird die Krankenkasse ab Juli spürbar teurer / Wegfall des EinheitsbeitragsVON BERNHARD KOCH BERLIN.Mehr als die Hälfte der Berliner Rentner wird von der Erhöhung der Altersbezüge zum 1.

Für jeden zweiten Ruheständler wird die Krankenkasse ab Juli spürbar teurer / Wegfall des EinheitsbeitragsVON BERNHARD KOCH BERLIN.Mehr als die Hälfte der Berliner Rentner wird von der Erhöhung der Altersbezüge zum 1.Juli weit weniger profitieren als bislang angenommen.Der Zuwachs von 1,65 Prozent im Westen und 5,55 im Osten wird durch gleichzeitig steigende Krankenkassen-Beiträge für Rentner insbesondere bei der AOK (plus 1,5 Prozentpunkte) und der Betriebskrankenkasse Land Berlin (plus 1,9) spürbar reduziert.Durch den Wegfall des bislang bundesweit einheitlichen Rentner-Beitragssatzes gibt es für Ruheständler erstmals finanzielle Anreize, in eine Kasse mit günstigerem Beitragssatz zu wechseln. Über die neuen Kassenbeiträge für Rentner als Folge der Bonner Gesundheitsreform haben die Kassen bislang kaum oder gar nicht informiert: Zum 1.Juli wird der Rentner-Einheitsbeitrag aller Kassen von zuletzt 13,4 Prozent von der Bruttorente durch sogenannte kassenindividuelle Beiträge ersetzt.Wer als Rentner einer Kasse angehört, die zum Stichtag 1.Januar 1997 über dem Beitrags-Durchschnitt der Kassen lag, muß nun mit Mehrbelastungen von bis zu einigen hundert Mark im Jahr rechnen.Rentner in beitragsgünstigen Kassen gewinnen entsprechend.Die 370 000 bei der AOK Berlin versicherten Rentner gehören zu den Verlierern.Für sie gilt künftig der reguläre AOK-Satz von 14,9 Prozent, der wie bisher zu Hälfte vom Rentner sowie der Rentenversicherung getragen wird.Bei 2000 Mark Rente steigt die Beitragssumme für einen AOK-Ruheständler zum Beispiel um 360 Mark im Jahr, die Hälfte davon wird von der Rente abgezogen.Die 51 000 Rentner der Betriebskrankenkasse Land Berlin haben noch höhere Verluste, ihre Beiträge steigen vom alten Einheitssatz 13,4 Prozent gar auf 15,3 Prozent.Allein bei diesen zwei Stadtkassen sind 420 000 Rentner versichert. Zu den Gewinnern zählen Rentner der Techniker Krankenkasse (ab Juli 0,6 Prozentpunkte weniger Beitrag), Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse (minus 0,5) Deutsche Angestellten Krankenkasse (minus 0,3).Für Rentner bei der Barmer und der Kaufmännischen Krankenkasse bleiben die Beitragssätze praktisch geich.Berlins AOK-Chef Rolf D.Müller bedauert die politisch verordnete "Aufgabe von Solidarität zwischen den Kassen" bei den Rentnerbeiträgen.Die neue Regelung fördere Wettbewerb und Individualisierung: "Ich habe aber keine Furcht vor Mitgliedereinbrüchen, unsere Versicherten kennen unsere guten Leistungen." Tatsächlich gab es bei Rentnern bislang keine nennenswerten Mitgliederwanderungen.Die Treue dürfte jedoch vor allem am Einheits-Beitrag gelegen haben. Die Beitragsspanne frei wählbarer Kassen zwischen rund 11,5 und 15,5 Prozent macht jetzt Nachrechnen interessant: Bei 3000 Mark Rente kann man je Prozentpunkt-Beitragsunterschied 180 Mark im Jahr sparen, bei 2000 Mark Rente immerhin noch 120 Mark.Ein Wechsel ist frühestens zum 1.Januar 1998 möglich, wenn bis Ende September bei der alten Kassen gekündigt wurde. Die geänderten Rentnerbeiträge wirken sich in den Kassenhaushalten übrigens überhaupt nicht aus.Früher wurden Differenzen zwischen dem Einheitsbeitrag für Rentner und dem tatsächlichen Beitragssatz je Kasse innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeglichen.Diese Umverteilung fällt nun weg.Als finanzielles Solidarinstrument bleibt der "Risikostrukturausgleich", der Unterschiede im Mitgliedsprofil der Kassen beim Lohn, Alter, Geschlecht und der Zahl beitragsfrei versicherter Familienangehöriger berücksichtigt.

BERNHARD KOCH

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