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Eine Maser-Impfung

© dpa

Gesundheitsverwaltung in Sorge: Immer mehr Berliner erkranken an Masern

Schon 112 Menschen haben sich seit Jahresbeginn in Berlin mit Masern infiziert. Mehr als die Hälfte sind Erwachsene und jeder zweite von ihnen muss ins Krankenhaus.

Von Sandra Dassler

Die Zahl der an Masern Erkrankten in Berlin steigt weiter an. Laut Senatsgesundheitsverwaltung wurden seit Jahresbeginn 112 Fälle gemeldet. Im gesamten Jahr 2012 waren nur 18 Fälle in der Hauptstadt und 166 in ganz Deutschland registriert worden. Allein von Dienstag bis Freitag vergangener Woche erkrankten 19 Berliner. „Wir rufen daher nochmal eindringlich alle Berliner auf, zu überprüfen, ob sie einen ausreichenden Impfschutz gegen die Masern haben“, sagt die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung Regina Kneiding: „Wenn nicht, sollten sie sich impfen lassen, das macht jeder Hausarzt.“

Masern sind keinesfalls eine harmlose Kinderkrankheit, warnen Experten. Nach WHO-Angaben sterben weltweit täglich rund 450 Menschen daran. Gefürchtet sind Komplikationen wie Lungen- und Hirnhautentzündung, aber auch seltene Spätfolgen, bei denen die Nervenzellen des Gehirns zerstört werden. Deshalb seien auch die Berliner Ärzte bereits gebeten worden, gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes den Masernimpfschutz ihrer Patienten zu überprüfen, sagt Kneiding. Das gelte besonders für Menschen, die nach 1970 geboren wurden, denn vor Einführung der Masernimpfung vor etwa 40 Jahren sei fast jeder an Masern erkrankt und habe dadurch lebenslängliche Immunität erworben.

Sorgen bereitet den Gesundheitspolitikern und Medizinern, dass im Gegensatz zu früheren Jahren extrem viele Erwachsene betroffen sind. Bei ihnen verläuft die Krankheit oft schwerer als bei Kindern, mehr als die Hälfte der jetzt infizierten erwachsenen Berliner mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Bedenklich sei auch, dass es verschiedene Ausbruchherde gebe und bis auf Marzahn-Hellersdorf alle Bezirke betroffen sind, heißt es in der Senatsgesundheitsverwaltung. Über die Ursachen könne man nur Mutmaßungen anstellen. Berlin und Bayern seien in den vergangenen Jahren schon immer Spitzenreiter bei den Masern gewesen, dort seien auch auffallend weniger Menschen geimpft als anderswo.

Dabei sei dies nicht etwa ein Problem von Menschen mit Migrationshintergrund – im Gegenteil. „Türkische Familien beispielsweise lassen ihre Kinder sehr konsequent impfen“, sagt Regina Kneiding: „Nein, es ist eher die deutsche, bildungsnahe Schicht, die eine Masernimpfung ablehnt.“ Manche Eltern würden die Krankheit unterschätzen. Dabei seien Masern eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt – „da reicht es im Zweifel schon, wenn man an jemanden vorbeigeht, der niest“. Andere Eltern seien der irrigen Ansicht, dass die Impfung riskanter sei als die eigentliche Infektion, weshalb sie ihre Kinder auf „Masernpartys“ sogar bewusst dem Virus aussetzten.

In Brandenburg sind in diesem Jahr bislang 13 Fälle von Masern-Erkrankungen gemeldet worden, alle in Potsdam und Umgebung. Hier waren vor allem Kinder betroffen.

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