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Ein Kind wird getauft.

© Imago

Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg: Im Taufrausch

Alle wollen in die Gethsemanekirche: In Prenzlauer Berg müssen Eltern teilweise monatelang auf einen Termin für eine Taufe warten.

Wasser ist das verbindende Element zwischen Coralie, Sophie, Jonathan, Felix, Finn, Markus, Samuel, Jakob, Tilda, Amelie, Fides und Valentin. Wasser, das ihnen dreimal über die Stirn gegossen wurde. Sie alle wurden nämlich vor Kurzem in der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord getauft, im aktuellen Gemeindebrief werden sie genannt. Die meisten von ihnen wurden in der Gethsemanekirche getauft, und ihre Eltern haben wahrscheinlich etliche Wochen auf einen Termin dort warten müssen.
Gibt es also einen Tauf-Boom in Prenzlauer Berg? „Wir haben zumindest seit Jahren stabile Mitgliederzahlen“, sagt Frank Esch, Geschäftsführer der Gemeinde. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, meint er, die wegen zahlreicher Kirchenaustritte schrumpfen. 12 000 Mitglieder zählt die Evangelische Gemeinde Prenzlauer Berg Nord. Esch führt die stabilen Zahlen auch auf die Bevölkerungsentwicklung im Kiez zurück. „Es ziehen nach wie vor viele gutsituierte, kirchenaffine Familien aus West- oder Süddeutschland hier her“, für die es dazugehöre, dass die Kinder getauft werden. „Diese Entwicklung ist mittlerweile bis nach Pankow-Süd spürbar.“

Bis Juni müsse man sich derzeit für einen Tauftermin in der Gethsemanekirche gedulden, sagt Frank Esch, als er den Kalender durchblättert. Das gelte aber speziell für das traditionsreiche Gotteshaus in der Stargarder Straße. Diesen symbolträchtigen Ort, Sammelpunkt der DDR-Opposition, wollen einfach viele als Taufort für ihre Kinder. In den anderen drei Kirchen der Gemeinde – im Elias-Kuppelsaal, der Paul-Gerhardt-Kirche und der Segenskirche seien Taufen normalerweise jederzeit möglich. Im vergangenen Jahr fanden von 109 Taufen der Gemeinde 79 in der Gethsemanekirche statt.

Bei den Katholiken in Prenzlauer Berg sieht es im Übrigen ähnlich aus. Auch hier gebe es stabile Taufzahlen und einige Kirchen, die besonders beliebt seien, sagt Stefan Förner vom Erzbistum Berlin. Zum Beispiel die Herz-Jesu-Kirche in der Fehrbelliner Straße. 9000 Mitglieder hat die Pfarrei, 2013 gab es 74 Taufen.

In einem normalen Sonntagsgottesdienst können bis zu drei Taufen stattfinden, sagt Esch von der Evangelischen Gemeinde. Weil die Nachfrage so groß ist, gibt es etwa einmal im Monat einen zusätzlichen Taufsamstag. Nicht nur bei den Taufen, auch bei den Hochzeiten werde es im Übrigen eng. Zwischen Juni und August stehen in der Gethsemanekirche 16 Hochzeiten auf dem Programm, sagt Esch. Kurzentschlossene haben aber Glück: „Im Moment können Sie jederzeit heiraten.“

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