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Berlin: Getötet nach vier Monaten Ehe

Die Polizei sucht ein Motiv für die Bluttat von Neukölln. Der Beschuldigte bestreitet, seine Frau erstochen zu haben. Die Spuren sagen anderes

Der 21-jährige Selahattin E., der verdächtigt wird, am Montag in Neukölln seine Frau erstochen zu haben, bestreitet die Tat. Bei der Vernehmung am Mittwochabend soll er angegeben haben, dass seine Ehefrau Melek E. sich selbst mit dem Messer in den Oberkörper gestochen habe. Doch die Ermittler der Mordkommission und die Staatsanwaltschaft sehen das anders. Das habe die Spurenlage ergeben, heißt es aus Polizeikreisen.

Selahattin E. sitzt jetzt wegen Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft. Er war, wie berichtet, am Mittwochnachmittag in der Cafeteria des Urban-Krankenhauses festgenommen worden. Offenbar wusste er nicht, dass seine Frau bereits tot ist, „oder er wollte es nicht wahrhaben“, wie ein Ermittler sagte. Am Montagabend hatte Selahattin E. seine verletzte Frau in dem Krankenhaus abgegeben und war anschließend verschwunden. Die 35-Jährige starb wenig später. Zielfahnder suchten daraufhin nach dem Flüchtigen. Zuvor hatten sich dramatische Szenen auf der Selchower Straße in Neukölln abgespielt: Anwohner sahen, wie der 21-jährige E. seine Frau Melek vor dem Hauseingang der gemeinsamen Wohnung im Arm hielt und wimmerte. Danach hielt er ein Auto an und ließ sich und die Verletzte ins Krankenhaus fahren.

Bei der Wohnungsdurchsuchung entdeckte die Kripo Spuren, die auf eine Auseinandersetzung hindeuteten. Auch ein blutverschmiertes Messer wurde gefunden. Was sich aber genau abgespielt hat, dazu sagten die Ermittler gestern nichts. Bislang ist nur bekannt, dass das Paar, das seit vier Monaten verheiratet ist, öfter lautstarken Streit hatte.

Selahattin E., der von Freunden nur „Sinan“ gerufen wird, hat nach Tagesspiegel-Informationen bis vor der Ehe in einem Asylbewerberheim in Rathenow (Brandenburg) gelebt. Er ist Kurde mit türkischem Pass. Justizsprecher Michael Grunwald sagte: „Der Mann hat ausgesagt, dass er nach Deutschland eingeschleust wurde.“ Wann das war, ist noch unklar. Der Wohnungsvermieter berichtet, dass er erst kürzlich einen Anruf von der Ausländerbehörde in Rathenow erhalten habe. „Die wollten wissen, ob meine Mieterin verheiratet ist und ob ihr Ehemann auch bei ihr wohnt.“

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