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Gewalt: Frau fast totgeprügelt: Freund in Haft

Eine 36-Jährige wurde seit Jahren misshandelt. Ihr Partner schlug und würgte sie, sie konnte fliehen. Doch im Krankenhaus wurde klar, dass die nicht zum ersten Mal Opfer von Gewalt war.

Den jüngsten Angriff hätte Sabine B. fast nicht überlebt. Und als die Ärzte die 36-Jährige im Krankenhaus versorgten, fanden sie noch viele andere, ältere Wunden. Gestern Abend wurde gegen ihren 40-jähriger Lebensgefährten Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erlassen. Andreas J. hatte seine Frau am Donnerstag in ihrer Wohnung in Weißensee geschlagen und gewürgt, bis sie keine Luft mehr bekam. Sabine B. konnte sich noch befreien und in ein anderes Zimmer flüchten. Kurz darauf traf die von Nachbarn wegen des Lärms alarmierte Polizei ein und nahm den Mann fest. Da die angetrunkene Frau zunächst nicht befragt werden konnte, stufte die Polizei den Fall als „gefährliche Körperverletzung“ ein und entließ J. wieder. Gegen ihn wurde eine sogenannte „Wegweisung“ ausgesprochen, das heißt, Andreas J. durfte sich der Wohnung der Frau an der Heinersdorfer Straße nicht mehr nähern.

Erst am Freitag konnte die 36-jährige Sabine B. dann aussagen, was tatsächlich passiert war. Im Krankenhaus wurden zudem zahlreiche frische, aber auch ältere, nicht versorgte Knochenbrüche und Verletzungen festgestellt. J. wurde daraufhin in seiner Treptower Wohnung festgenommen. Nach Polizeiangaben sind die beiden schon seit Jahren ein Paar. Im Frühjahr 2007 war der Mann aus der Haft entlassen worden. Dort soll er vier Jahre abgesessen haben – weil er schon damals seine Lebensgefährtin misshandelt hatte.

Dass Frauen zu ihrem Peiniger zurückkehren, ist nicht selten. Psychologen nennen dies „psychischen Teufelskreis“: Nach Misshandlungen suchen viele Opfer Nähe und kehren dann zu ihren Peinigern zurück, die gerne Besserung geloben. Hinzu kommt häufig eine ökonomische Abhängigkeit. Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere „Beziehungstaten Aufsehen erregt. Zwei Frauen waren von ihren muslimischen Ex-Männern attackiert worden: Am Dienstagabend hatte Mohammed A. aus Pakistan seine seit drei Jahren von ihm getrennt lebende Ehefrau mit dem Auto angefahren und schwer verletzt. Am Donnerstag war die 40-jährige Sabine M. von ihrem 33-jährigen, aus Tunesien stammenden Ex-Mann Lofti M. niedergestochen und lebensgefährlich verletzt worden. In beiden Fällen lagen zuvor schon Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vor. Vergangene Woche hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch eine Bilanz zur häuslichen Gewalt vorgestellt. Demnach war 2007 die Zahl der Fälle um fünf Prozent auf 13 222 gestiegen. Darunter waren fünf Tötungsdelikte und neun Versuche.

Völlig unklar blieb gestern der Tod einer 51-jährigen Frau. Ob sie von ihrem 50-jährigen Lebensgefährten erschossen oder sich selbst getötet hat, soll jetzt durch eine Obduktion geklärt werden, hieß es bei der Mordkommission. André H. hatte um 12.33 Uhr von seinem Haus in Französisch-Buchholz aus die Feuerwehr alarmiert, der Notarzt konnte jedoch nicht mehr helfen. Am Abend hieß es bei der Polizei, dass ein Suizid wahrscheinlich sei. Jörn Hasselmann

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