zum Hauptinhalt
Ein Screenshot aus dem Video von der Schlägerei am Lageso.

© Tsp

Gewalt gegen Flüchtlinge in Berlin: Nach Lageso-Video fordern Politiker bessere Schulung für Security

Fassungslosigkeit angesichts des Übergriffs eines Security-Mannes am Lageso in Berlin: SPD und Grüne verlangen nun eine Ausbildung in Deeskalationsstrategien und interkultureller Kompetenz.

Entsetzen, Empörung, von wegen Willkommenskultur: Die Reaktionen auf das vom Tagesspiegel veröffentliche Gewaltvideo vom Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Moabit sind bei Politikern und in den Sozialen Netzwerken nahezu einhellig.

Wie berichtet, zeigt das Video einen Security-Mitarbeiter, der einen am Boden liegenden Flüchtling tritt und mit der Faust schlägt. Der Mann wollte offenbar an den Absperrungen vorbei rascher zur Registrierungsstelle vordringen.

Dieser Vorfall macht aus Sicht der SPD-Vizefraktionschefin im Abgeordnetenhaus Ülker Radziwill „in erschreckendem Maße klar, wie unzureichend Sicherheitskräfte ausgebildet sind, die an solchen Brennpunkten im Einsatz sind“. Gleichermaßen äußerten sich am Samstag auch die Grünen.

Weiteres Video zeigt auch Aggressionsstau

Dass sich die Aggressionen unter den Flüchtlingen und beim Security-Personal angesichts der endlosen Wartezeiten vorm Lageso und kalten Temperaturen zunehmend verschärfen, registrieren Beobachter seit Tagen mit Besorgnis. Dies zeigt auch ein zweites Video, das am Freitag bei Facebook eingestellt wurde.

Darauf geraten ein Flüchtling und zwei Sicherheitskräfte lautstark aneinander. Zwar entlastet die am vergangenen Donnerstag eröffnete zweite Registrierungsstelle in Wilmersdorf die Situation schon etwas. Das reicht allen im Abgeordnetenhaus vertreten Parteien aber nicht aus. „Die Anmeldung muss noch mehr beschleunigt werden“, sagt Innenpolitik-Experte Benedikt Lux von den Grünen.

Mit Blick auf die Videos forderte er das Lageso und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zugleich auf, die verantwortliche Security-Firma zu überprüfen und sich gegebenenfalls von ihr zu trennen. Ein solcher Vorfall dürfe sich „auf keinen Fall“ wiederholen, sagen auch Ülker Radziwill und Frank Zimmermann von der SPD.

Eingesetzt ist vor dem Lageso die Berliner Sicherheitsfirma „Spysec“. Auf deren Website heißt es, „gut ausgebildetes Personal“ präge das Gesamtbild des Unternehmens. „Alle unsere Mitarbeiter verfügen über die Sachkundeprüfung des Bewachungsgewerbes nach §34a Gewerbeordnung.“

Wer diese Prüfung zur Personenschutzfachkraft bei der Industrie- und Handelskammer bestehen will, muss zuvor einen vierwöchigen Kurs mit rund 160 Unterrichtsstunden bei einem zertifizierten Ausbildungsinstitut absolvieren. Rechtskunde und Datenschutz stehen auf dem Stundenplan, Unfallverhütung, Erste Hilfe, Selbstschutz sowie Deeskalationstechniken im Konflikt. Diese rangieren allerdings ganz unten in der Liste.

Dem Grünen Benedikt Lux reicht das längst nicht aus. Die Ausbildung müsse intensiviert, mindestens auf ein halbes Jahr ausgedehnt und inhaltlich verändert werden. „Konflikttraining und interkulturelle Kompetenz sollten mehr Gewicht bekommen.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zur Startseite