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Teurer Spaß. Fußballspiele bedeuten für die Polizei Großeinsätze. In der vergangenen Saison haben sie laut Innenverwaltung Berlin 4,2 Millionen Euro gekostet.

© Fabian Fuchs/dpa

Gewalt im Fußball: Polizei diskutiert Datenspeicherung von Hooligans

DFB-Pokal, Champions-League-Finale, Maccabi-Games: In den Stadien gibt es in diesem Jahr viel zu tun. Nach der jüngsten Randale in der Bundesliga ist die Polizei nervös – und sucht nach Lösungen.

Darf die Berliner Polizei Daten von Fußball-Randalierern sammeln? Kontrovers wurde am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses über die Datei „Sportgewalt“ diskutiert. Wie berichtet sind dort 1.612 Personen erfasst. Die Oppositionsparteien kritisierten die Erfassung der Daten. Udo Wolf von der Linkspartei sagte, dass Berlin keine eigene Datei benötige, da der Bund ja eine eigene Datei „Gewalttäter Sport“ führe. Benedikt Lux von den Grünen sprach von einem „Datenfriedhof“, der aufgegeben werden solle. Kritisiert wurde auch, dass Polizei und Innenverwaltung diese Datei vor 16 Jahren begonnen haben, ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Bekannt wurde die Existenz erst im vergangenen Jahr.

Fußballfans stellten Anfragen

Der von der Piratenfraktion in den Ausschuss eingeladene Rechtsanwalt René Lau sagte: „Das ist wie eine Bombe in die Szene eingeschlagen.“ Lau berichtete, dass mehr als 100 Anhänger der Fußballvereine Hertha BSC und BFC Dynamo in einer gemeinsamen Aktion Anfragen gestellt hätten, was in der Datei über sie gespeichert sei. Die Polizei antworte jedoch „nur widerwillig und schleppend“, kritisierte Lau. Der Anwalt kündigte an, die Löschung von Daten für Mandanten einzuklagen. Zudem forderte der Fan-Anwalt die Berliner Behörden zu einer juristischen Prüfung auf, ob die Datei überhaupt rechtlich zulässig ist.

Dass auch Personen in die Datei aufgenommen werden können, wenn sie „Zeugen oder Hinweisgeber“ sind, kritisierten Rechtsanwalt Lau und Opposition gleichermaßen. Nach Informationen des Tagesspiegels ist zumindest diese Empörung jedoch überflüssig. Denn unter den 1.612 gespeicherten Personen sind kein Zeugen oder Hinweisgeber. Grundsätzlich sei jedoch auch dies rechtlich zulässig, teilte das Polizeipräsidium am Montag mit. Wie berichtet hat Hertha mittlerweile die meisten gewalttätigen Anhänger, nämlich 535. Erstmals sind es mehr als bei den Ost-Berliner Vereinen 1. FC Union und BFC Dynamo. Die Polizeieinsätze in der Fußball-Saison 2013/2014 hätten Berlin 4,2 Millionen Euro gekostet, teilte die Innenverwaltung mit.

Der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses hatte am Montag eine Reihe Experten zu einer Anhörung „Sicherheit bei Sportveranstaltungen“ eingeladen. Dave Ludwig von der Hertha „Fanhilfe“ beklagte, dass die Polizei im Olympiastadion nur im Weg stehe und die Fluchtwege blockiere. Hertha-Heimspiele seien sicher, sagte Ludwig. Er und Christian Arbeit, Sprecher des 1. FC Union, forderten eine noch bessere Trennung der Fanblöcke auf deren Weg ins Stadion. Genau das ist auch das Bestreben von Hans-Ulrich Hauck, dem Leiter der Polizeidirektion 2, der seit vielen Jahren alle Einsätze am Olympiastadion leitet.

In diesem Jahr hat er viel Arbeit. Denn nach dem DFB-Pokalfinale und dem Champions-League-Finale beginnen Ende Juli die „Maccabi-Games“ in Berlin: Die größte jüdische Sportveranstaltung Europas wird zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen. Nicht erst seit den islamistischen Anschlägen von Paris und Kopenhagen auf jüdische Einrichtungen sei dies eine „ganz besondere Herausforderung“, sagte Hauck. Zur Eröffnungsfeier in der Waldbühne werden Bundespräsident Gauck und der israelische Ministerpräsident erwartet. Beim Besuch israelischer Politiker ist automatisch Gefährdungsstufe 1.

9.000 Fans landen in Schönefeld

Auch beim Champions-League-Finale im Olympiastadion werden hochrangige Politiker erwartet, denn zeitgleich findet der G-7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau statt. Deswegen werde Berlin zudem Probleme haben, genügend Polizisten aus anderen Bundesländern zu bekommen.

Das Spiel sei eine große logistische Herausforderung – vor allem wenn es zwei ausländische Vereine ins Finale schaffen sollten. Denn dann fliegen pro Verein 9.000 Fans in Schönefeld ein und müssen mit Bussen ins Stadion gebracht werden. In Tegel können wegen Überlastung keine der in diesem Fall erwarteten 170 Chartermaschinen landen. Hauck berichtete, dass es nicht nur beim vorigen Champions-League-Finale in Lissabon Randale gab.

Dort hätten Hooligans das vorabendliche Galadinner der Uefa gestürmt „und auf den Tischen getanzt“. In Berlin findet dieses Festessen im Flughafen Tempelhof statt. Der Polizeidirektor führte den Abgeordneten mehrere Videos vor, wie sich Hooligans diverser Vereine bei den vergangenen Champinos-League-Spielen aufgeführt haben. Innensenator Frank Henkel hatte schon zu Beginn der Sitzung auf die Bundesliga-Partie Mönchengladbach gegen Köln am Wochenende verwiesen, bei der Gewalttäter das Spielfeld gestürmt und Pyrotechnik gezündet hatten.

Eine andere Meinung vertrat Fananwalt Lau: „Der Besuch eines Volksfestes in Hohenschönhausen oder Spandau ist gefährlicher als einer im Stadion.“

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