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Zugleich grau und bunt: Der spröde Charme ist typisch für das RAW-Gelände.

© Thilo Rückeis

Gewalt und Drogen in Friedrichshain: Das RAW-Gelände hat ein gewaltiges Problem

In der CDU wird wegen der Überfälle am RAW-Gelände der Ruf nach Innensenator Frank Henkel laut. Tourismuswerber fürchten ums Image der Partymeile.

Nach zwei brutalen Überfällen auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain nimmt jetzt auch die Politik eine Entwicklung stärker in den Blick, die dort schon seit Monaten stattfindet. Auf dem Areal sind kriminelle Banden aktiv, und sie haben leichtes Spiel. Das Grundstück an der Revaler Straße ist unübersichtlich und abends schlecht beleuchtet. Am Wochenende waren wie berichtet zwei niederländische Touristen und ein Freund der „Jennifer Rostock“-Sängerin Jennifer Weist überfallen und schwer verletzt worden.

„Im Grunde zieht sich vom Görlitzer Park über die Skalitzer Straße und die Oberbaumbrücke bis zum RAW-Gelände eine durchgehende Partyszene“, sagt der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Kurt Wansner. Die verstärkte Polizeipräsenz am Görlitzer Park habe zur Verlagerung des Drogenhandels zum RAW-Gelände geführt. „Ich erwarte, dass die Polizei dort offensiver auftritt“, fordert Wansner. Das Leben dürfe in Friedrichshain nicht gefährlicher sein als in Charlottenburg oder Steglitz.

CDU nimmt Henkel in die Pflicht

Nach einer Offensive hatte die Äußerung des Innensenators Frank Henkel (CDU), man werde „das RAW-Gelände weiter sehr intensiv im Blick behalten“, allerdings nicht geklungen. Ehrgeiz wurde vor allem am Görlitzer Park gezeigt. „Ich erwarte von meinem Innensenator, dass er dieses Problem intensiv angeht“, sagte Wansner. Peter Trapp (CDU), Vorsitzender des parlamentarischen Innenausschusses, lieferte die Zahlen dazu. 234 Sondereinsätze habe die Polizei dort allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres leisten müssen.

„Das ist eine ganze Menge“, so Trapp. Das Gelände biete sehr gute „Gelegenheitsstrukturen“, das heißt, Täter kommen leicht an Beute und können sich gut verstecken. Bei der Hitze hätten die Menschen wenig am Leib, und manche legten ihre Portemonnaies offen auf den Tisch, so Trapp. Aus dem Diebstahl werde juristisch schnell ein Raub, wenn sich der Bestohlene wehre, der Dieb dann Verstärkung von seiner Bande bekomme und diese Gewalt anwende.

Der Koalitionspartner SPD hält sich mit Kritik an Henkel zurück. „Wir werden das Thema im nächsten Innenausschuss aufrufen und den Polizeipräsidenten dazu befragen“, kündigte der SPD-Innenpolitiker Frank Zimmermann an. „Großspurige Forderungen“ wolle er erstmal nicht aufstellen. Der Ausschuss tagt das nächste Mal am 7. September.

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US-Amerikaner und Brasilianer empfinden Berlin als sichere Partystadt

Berlin-Vermarkter machen sich Sorgen um das Image der Stadt. Gerade internationale Gäste wie US-Amerikaner und Brasilianer empfänden die Stadt als äußerst sicher, sagt Christian Tänzler, Sprecher von „Visit Berlin“. Sollten sich solch brutale Taten mitten im Touristenzentrum häufen, schade das dem Image. Das RAW-Gelände mit seinem autonomen Charme ziehe Touristen besonders an.

Dabei war das Areal lange Zeit kein besonderer Besuchermagnet. Werner Oehlert, dessen Firma Asum im Kiez Sozialforschung betreibt, sagt, die Gegend habe sich seit der letzten Studie 2008 stark gewandelt. War es früher ein Rückzugsort für die Bewohner, so sei es nun viel kommerzieller und locke ganz andere und viel mehr Menschen an, die zugleich Kunden der Gastronomie, der Clubs und eben der Drogenhändler seien.

Martin Gegenheimer vom Verein Archiv der Jugendkulturen befürchtet, dass es zu einer Stigmatisierung des Areals kommen könnte, wie nach dem Tod von Johnny K. am Alexanderplatz. Anstatt die Schuld bei der Polizei zu suchen oder die Gegend als gefährlich einzustufen, solle Ursachenforschung betrieben werden. „Jeder Euro, der in die Jugendarbeit investiert wird, spart Geld, das man später in die Polizeiarbeit investieren müsste“, rechnet der 35-jährige vor.

Achtungserfolg der Polizei

Unterdessen gelang der Polizei ein kleiner Erfolg bei der Bekämpfung von Raubkriminalität auf Partymeilen. Am Dienstagabend wurden zwei junge Männer festgenommen, die seit Anfang Juli mehrere Raubüberfälle in Friedrichshain und Kreuzberg begangen haben sollen. Die beiden 20 und 22 Jahre alten Halbbrüder wurden an der Bevern- Ecke Oppelner Straße in Kreuzberg von einem Spezialkommando gestellt, nachdem sie von Zivilfahndern aufgespürt worden waren. Die beiden kamen in Untersuchungshaft. Das Duo war erst im Frühjahr aus dem Gefängnis entlassen worden.

Die Männer sollen seit dem 8. Juli mehrere Raubüberfälle begangen haben, meist auf Touristen. Vier Taten können ihnen sicher zugeordnet werden; alle fanden in der Nähe von beliebten Clubs oder Parks und teils unweit des RAW-Geländes statt. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Verbrecher auf Party-Touristen spezialisiert hatten. Die Festnahme stehe allerdings in keinem Zusammenhang zu den jüngsten Gewalttaten rund um das RAW-Gelände, hieß es.

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