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Lass stecken. Immer öfter absolvieren Berlins Polizisten das obligatorische Training an der Waffe nicht mehr an Schießständen, sondern mit Simulatoren.

©  Rainer Jensen / dpa

Giftstoffe in Schießständen: Fünf neue Trainingszentren für die Polizei

Nur ein Drittel der Polizisten hat in diesem Jahr mit scharfer Munition geübt. Bis 2019 sollen fünf neue Trainingszentren entstehen.

Zweifellos gebe es Probleme mit den Schießständen der Hauptstadt, sagt Polizeipräsident Klaus Kandt. Und diese Probleme seien „unglaublich komplex“. Außerdem würden auch noch „eine Menge Gerüchte herumwabern“. Also hat sich Kandt am Freitagmittag zwei Stunden im Terminkalender freigeräumt, um im Polizeipräsidium am Platz der Luftbrücke seine Sicht der Dinge darzulegen. Wie berichtet haben rund 100 aktive und ehemalige Beamte Dienstunfallanzeigen gestellt. Sie befürchten, dass die maroden, oftmals schadstoffbelasteten Schießstände teils schwere Krankheiten verursacht haben könnten.

Unterstützt wird Kandt von Thomas Dublies, dem Chef der „Taskforce Schießstände“. Der Polizeidirektor ist seit Mai mit der schwierigen Aufgabe betraut, den Problemen auf den Schießständen nachzugehen und sie am besten aus der Welt zu schaffen. Einerseits sollen seine rund 18 000 Kollegen in regelmäßigen Abständen ihre vorgeschriebenen Schießtrainings absolvieren können. Andererseits soll unbedingt vermieden werden, dass das Waffentraining auf den Schießständen die Gesundheit der Hauptstadtpolizisten ruiniert. Ende April hatte Kandt ein „vorübergehendes Nutzungsverbot“ für die Großanlage in Wannsee verfügt, weil mutmaßlich krebserregendes Material in den Wänden gefunden wurde. Bis heute darf dort dienstlich nicht geübt werden.

Viele Schießanlagen gibt es nicht mehr

„Die Schießanlagen, die wir betreiben, befinden sich in einem einwandfreien Zustand“, stellt Taskforce-Chef Dublies erst mal klar. Lüftung, Wartung, Reinigung: Alles sei gründlich überprüft und für unbedenklich erklärt worden. Auch werde auf geschlossenen Bahnen seit Jahren nur noch mit schadstoffarmer Trainingsmunition geübt. „Schießen macht jetzt so nicht krank“, fasst Kandt zusammen.

Viele Schießanlagen gibt es in Berlin allerdings nicht mehr: Momentan darf nur in der Kruppstraße in Moabit und in der Charlottenburger Chaussee in Ruhleben auf gerade einmal elf Schießbahnen geübt werden. Die Not ist so groß, dass auf Schießstände der Bundespolizei, von Zoll und Bundeswehr ausgewichen wird. „Wir brauchen mehr Kapazitäten. Die Anlagen reichen für das, was wir brauchen, nicht aus“, sagt Dublies. Abhilfe sollen fünf Trainingszentren schaffen, die bis 2019 entstehen sollen. „Wir streben 45 bis 50 Schießbahnen an“, sagt Kandt. Ziel sei, dass Berlins Streifenbeamte zu „100 Prozent zum scharfen Schuss kommen“, ergänzt Dublies. Bis August dieses Jahres hätte aber nur rund ein Drittel der Beamten scharf geschossen, räumt Dublies ein, ein weiteres Drittel hätte auf dem Laserschießstand trainiert. Die übrigen Beamten warten noch darauf, zum Schießtraining zu dürfen.

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