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Berlin: Gipfel stürmen

Lust, den Monte Balkon in Hohenschönhausen zu erklimmen? Das können Kinder und Erwachsene mit Hilfe eines Trainers lernen. Am Donnerstag, dem letzten Programmtag unserer Sommerserie. Oder aber sie wagen sich auf Rollerskates – natürlich mit Anleitung

Stefan, 16, Schüler: Auf der Stirn glänzen Schweißperlen, die Arme zittern vor Anspannung. „Der Anfang ist immer am schwersten. Der Fuß tastet in die erste Stufe. Am besten machen sich dabei Turnschuhe oder spezielle Kletterschuhe. Wenn der rechte Fuß Halt gefunden hat, sucht man mit dem linken Arm die nächste Rille oder einen Knauf, an dem man sich hochziehen kann. So geht es weiter, bis man oben ist. Eigentlich ganz einfach.“ Stefan hat gut reden. Er hängt nicht das erste Mal in dieser Steilwand. Seit einem Jahr klettert er regelmäßig am „Monte Balkon“ in Hohenschönhausen.

„Der Felsen heißt so, weil man die alten Balkone der umliegenden Plattenbauten aufgeschichtet und mit einer Betonschicht und bunten Haltegriffen zum Kletterfelsen umgebaut hat“, erzählt Stefan, der in Lichtenberg wohnt. „Die Höhe und der Ausblick geben einem den totalen Kick. Am wichtigsten ist, dass man mit einem verlässlichen Partner klettert. Der sollte ständig kontrollieren, ob der Verschluss des Karabinerhakens zugedreht ist. Außerdem sollte er immer eine Hand am Seil haben.“

Auf den Kletterfelsen führen etwa 20 verschiedene Wege. Man erkennt sie an den Farben der Griffe, die auf den Fels geschraubt sind. Es gibt Schwierigkeitsgrade von eins bis elf. „Meine Kumpels und ich klettern meistens eine vier bis sechs.“ Stefan ist oben. Sein Freund Marcel lässt das Seil locker, gleitet, sich mit den Beinen von der Wand abdrückend, wie Spiderman an den Boden.

, 28, Tagesspiegel-Mitarbeiterin: Trainer Torsten Kresse vom AlpinClub Berlin legt mir den Klettergurt um. Protestieren ist zwecklos. „Wie willste denn sonst drüber schreiben?“, sagt er. Torsten Kresse hat breite Schultern und ein T-Shirt an mit der Aufschrift „Born to be Climbing“. Gilt für mich nicht unbedingt. Das Seil, das mich vor dem Absturz bewahren soll, ist über den Haken an der Spitze des Felsens mit seinem Hüftgurt verbunden. Ich nehme mir fest vor, spätestens nach fünf Metern umzukehren. Torsten Kresse gibt Anweisungen: „Den rechten Fuß in die Spalte, mit der linken Hand an den roten Knauf.“

So nah am Felsen, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Vom großen Zeh bis zur Fingerspitze ist jeder Muskel angespannt. Mit einem Ruck zieht das Seil an. Bei jedem Schritt ein wenig mehr. Hilfe suchend blicke ich nach unten. Die Kletterer da sehen aus wie Playmobil-Männchen. Ich konzentriere mich auf den Stein. Einmal links Halt suchen, einmal rechts – bis zur Spitze des Felsens. Und dann, oben: Welch ein Ausblick! Auf der einen Seite Plattenbauten, auf der anderen Felder wie in Ostfriesland. Ich fühle mich, als hätte ich den Mount Everest bezwungen.

Hilfe, wie komme ich hier je wieder runter? Die Finger um die Knoten des Seils, die Haltung wie eine Fliege an der Scheibe krieche ich abwärts. Und doch: Fast fühle ich mich schwerelos. Das ändert sich später: Den Muskelkater in den Armen und in der Schulter merke ich noch drei Tage später. Judith Jenner

Mit den beiden Veranstaltungen endet die Tagesspiegel-Ferienserie. Wer Lust hat, unsere Freizeitangebote ein andermal auszuprobieren: Alle Folgen der Reihe mit Adressen und Tipps gibt’s im Internet unter www.tagesspiegel.de/schoene-ferien

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