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Berlin: Gleich dreimal wurde die 14-jährige Sinem Altan geehrt

"Manchmal reicht mir ein Gefühl, und es kommt mir eine Idee zum Komponieren, und dann komponiere ich auch schon ohne Klavier", sagt die 14-jährige Sinem Altan. Eine Erfahrung, die neu ist für sie, denn seit sie mit sieben Jahren begann, selbst Musik zu erfinden, kam der Impuls für ihre Stücke aus dem eigenen Klavierspiel.

"Manchmal reicht mir ein Gefühl, und es kommt mir eine Idee zum Komponieren, und dann komponiere ich auch schon ohne Klavier", sagt die 14-jährige Sinem Altan. Eine Erfahrung, die neu ist für sie, denn seit sie mit sieben Jahren begann, selbst Musik zu erfinden, kam der Impuls für ihre Stücke aus dem eigenen Klavierspiel. Bei dem Wettbewerb "Jugend komponiert", den der Landesmusikrat wieder mit der Gema-Stiftung und dem Senat ausgerichtet hat, war Sinem nicht die einzige Preisträgerin; die jüngste war gerade zehn, der älteste schon 21 und inzwischen Kompositionsstudent. Keiner war jedoch, wie Sinem, gleich dreimal erfolgreich: mit einem Klavierstück, einem Klaviertrio und einem Trio für Trompete, Posaune und Kontrabass.

Vor drei Jahren ist das Mädchen aus der Türkei mit einem Stipendium des türkischen Staates nach Berlin gekommen, zusammen mit ihrer Mutter, die sich um seine hochbegabte Tochter kümmert. Wenn man das nicht nur perfekte, sondern auch ganz nuancierte Deutsch von Sinem hört, kann man sich kaum vorstellen, dass sie damals noch kein Wort in dieser Sprache konnte. Berlin war der Ort ihrer Wahl, weil es hier eine auch nach internationalen Maßstäben mehr als konkurrenzfähige Einrichtung gibt, die es solchen Talenten ermöglicht, gleichzeitig die Schule zu besuchen und eine spezielle Musikausbildung bei Professoren der Musikhochschule zu machen: vom Musikgymnasium Carl-Philipp-Emanuel kamen die Hälfte der acht Berliner Preisträger.

Wenn Sinem Altan über ihre Musik spricht, wirkt sie nachdenklich und präzise zugleich. Aufgeregt, bevor ihre Stücke im Schauspielhaus vorgestellt wurden? Nein, war sie nicht, jedenfalls nicht bei den beiden, die sie selbst gespielt hat; aber beim dritten Stück, als sie zum ersten Mal ihre eigene Musik vom Saal aus anhören musste, hatte sie ein ganz seltsames Gefühl. "Der Darm" heißt dieses Trio für Trompete, Posaune und Kontrabass, und es ist, wie sie ruhig und ernsthaft angesichts des etwas merkwürdigen Titels erläutert, das zweite Stück aus einem Trio-Zyklus, den sie gerade über die inneren Organe schreibt - "Das Herz" stand am Anfang, als letztes folgen "Die Nerven". Das Trio "Der Darm" habe sie weniger für sich selbst, als für den Wettbewerb geschrieben, sagt Sinem und es klingt fast nach weiser Selbstironie, wenn sie erläutert, dass sie deswegen hier auch eine Zwölftonreihe verwendet hat und nur "fünf oder sechs Töne" aus ihrer heimatlichen Folklore, die in ihren anderen Stücken den Tonfall bestimmt. "Von meinem aserbeidschanischen Lehrer in der Türkei habe ich gelernt, dass es wichtig ist, die Musik meiner Heimat in mir zu behalten", und wie sie das sagt, scheint es, als ob die Vierzehnjährige mit einem Mal Vergangenheit und Zukunft gleichzeitig vor sich sieht.

M.Wilkening

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