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Gleichstellung mit Verbeamteten: Aufstand der Junglehrer setzt Senat unter Druck

Eine neue Initiative fordert mehr Gehalt und Zuschüsse für Lehrer, die nicht verbeamtet werden. Rund 100 Pädagogen haben schon den Wechsel in andere Bundesländer angemeldet.

Berlins Junglehrer lassen nicht locker. Mit einer neuen Initiative kämpfen sie zurzeit massiver als je zuvor um ihre Gleichstellung mit verbeamteten Lehrern. Ihre Devise: Wenn schon kein Beamtenstatus, dann zumindest vergleichbare Privilegien. Unterstützt werden sie von Teilen der Elternschaft und zunehmend auch von der GEW, die offenbar um ihren Einfluss unter den angestellten Lehrern fürchtet und deshalb auf die unzufriedenen Pädagogen zugegangen ist. Nun muss sich die neue Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit den kostspieligen Forderungen der Lehrer auseinandersetzen, die sie in einem „Manifest“ gebündelt haben.

"Bildet Berlin", nennt sich die neue Initiative, die der Gymnasiallehrer Florian Bublys aus Tiergarten anführt. Er hatte es kürzlich im ersten Anlauf geschafft, dass sich Betroffene aus 55 Schulen versammelten, um besagtes Manifest zu verfassen. Anders als die Initiative „Verbeamtung. Jetzt!“ hat sich „Berlin bildet!“ nicht kategorisch auf den Staatsdienerstatus festgelegt. Vielmehr listen sie auf, was der Senat alles anbieten soll, um die fehlende Verbeamtung auszugleichen. Zu den Forderungen gehört ein Gehalt und ein Nettoverdienst, „der dem Vergleich mit den Beamten standhält“.

Außerdem wollen sie einen längeren Krankengeldzuschuss als für Angestellte üblich, einen Zuschuss für eine Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung, eine „Berücksichtigung der Familienverhältnisse“ wie bei Beamten und einen „Ausgleich der gravierenden Unterschiede bei Altersvorsorge und der späteren Altersversorgung“, heißt es in dem Manifest, das mit Unterschriftenlisten in den Schulen kursiert und an Scheeres übergeben werden soll. „Es geht um die Besten“, begründet Initiator Bublys die Forderungen. Es könne Berlin nicht egal sein, wenn Lehrer mit guten Noten die Stadt verließen – und Berlin zum Sammelbecken für die unflexiblen, alten sowie schlechten Pädagogen werde.

Das sehen auch viele Eltern so. Seitdem die SPD in den Koalitionsverhandlungen durchgesetzt hat, dass Berlin Lehrer weiterhin nicht verbeamtet werden, verschicken etwa die Eltern des Lankwitzer Beethoven-Gymnasiums massenweise Briefe an politische Entscheidungsträger, um auf die drohende Lehrerabwanderung hinzuweisen. Zudem planen sie eine Podiumsdiskussion mit Abgeordneten.

Ihre beliebte und angesehene Schule ist besonders betroffen, weil hier mehr als ein Dutzend Junglehrer mit einem Weggang gedroht haben. Rund 100 Lehrer berlinweit stellten bislang einen „Freistellungsantrag“, um zum Sommer in andere Bundesländer wechseln zu können. „Die Durchmischung von jüngeren und älteren Lehrern geht verloren“, befürchtet Karla Kerlen-Petri vom Gesamtelternvorstand der Beethoven-Schule, die die beiden Junglehrerinitiativen stark unterstützt.

Nun gerät die GEW in Zugzwang. Bislang hat sie sich bei den Junglehrern damit unbeliebt gemacht, dass sie sich nicht für die Verbeamtung einsetzt. Noch in ihrer aktuellen Mitgliederzeitschrift verteidigt sie ihre Haltung damit, dass sie sich nicht einseitig für „Privilegien“ einsetzen könne. Gleichzeitig will die GEW angestellte Lehrer aber nicht als Mitglieder verlieren. Um diesen Spagat zu schaffen, hat der Vorstand eine umfangreiche Liste mit Forderungen zugunsten der Junglehrer aufgestellt, die dem „Manifest“ von GEW-Mitglied Bublys auffallend ähneln.

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