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US-Botschafter Richard Grenell auf seinem Amtssitz in Berlin

© REUTERS/Fabrizio Bensch

Globale Legalisierung von LGBTIQ: "Diese Überzeugung verbindet uns"

US-Botschafter Grenell fordert im Gespräch mit internationalen Aktivisten eine globale Legalisierung von LGBTIQ. Eine goldene Strategie gibt es aber nicht.

Auf jedem Sitz liegt eine Postkarte mit der regenbogenbunten Aufschrift „70+ Countries Outlaw LGBTIQ People“ und dem Hashtag #NOTACRIME. „Es ist falsch, Homosexualität zu bestrafen. Diese Überzeugung verbindet uns“, eröffnet US-Botschafter Richard Grenell die Diskussion mit Vorkämpfern für gleiche Rechte aus Botswana, dem Iran, dem Libanon und den USA.

Das Gespräch zeigt: Es gibt keine goldene Strategie für die Entkriminalisierung in den mehr als 70 Staaten, die ein Abweichen von der angeblich „natürlichen“ heterosexuellen Norm bestrafen. Was im einen Land hilft, kann in einem anderen kontraproduktiv sein.

Fortschritte über die Jahrzehnte gibt es, sagt Stuart Milk aus Florida, ein Neffe des berühmten schwulen Politikers Harvey Milk aus San Franzisko. „Mein Onkel wurde noch unehrenhaft aus der Navy entlassen. Inzwischen hat die Navy ein Schiff nach ihm benannt. Und in Berlin haben wir einen offen homosexuellen Botschafter.“

Richard Grenell winkt von der US-Botschaft, wo zum CSD 2019 ein Banner mit der Aufschrift "Unsere Botschaft heißt Liebe" hängt.
Richard Grenell winkt von der US-Botschaft, wo zum CSD 2019 ein Banner mit der Aufschrift "Unsere Botschaft heißt Liebe" hängt.

© REUTERS

Rückschritte in der selben Zeit beklagt Hourvash Pourkian, Gründerin von „International Women in Power“. Im Iran seien seit der islamischen Revolution 1979 offiziell 6000 Schwule und Lesben hingerichtet worden, tatsächlich wesentlich mehr. Auf die Frage nach der Rolle des Islam lacht sie bitter. „Im Scharia-Recht gibt es keine Grundrechte für alle. Frauen sind nicht gleichberechtigt. Männer können 13-jährige Kinder heiraten.“ Aber es helfe nicht, dies als Konflikt zwischen Religionen darzustellen.

So sieht das auch Hadi Damien aus dem Libanon. Dort sei Homosexualität nicht verboten, „widernatürliches Verhalten“ aber strafbar. Man müsse die Herzen der Mitmenschen erreichen und der Mehrheit klarmachen, dass Schwule und Lesben die gleichen Gefühle wie Liebe, Begierde und gegenseitige Anziehung empfinden. Hilfe für LGBTIQ-Initiativen könne kontraproduktiv sein, wenn sie die Konservativen zu noch mehr Widerstand provoziere, hält er Milk entgegen, der für mehr internationale Kooperation wirbt.

Caine Youngman aus Botswana moniert den negativen Einfluss konservativer US-Missionare in seinem Land. Wenn seine Organisation Legabibo Advocacy vor Gericht gegen Diskriminierung Homosexueller klage, schlössen Missionare sich oft der Gegenseite an. Milk hat andere Erfahrungen: Der Einsatz religiöser Führer könne LGBTIQ-Gruppen oft helfen.

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