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Glosse: Letzter Besuch

Stefan Jacobs beobachtet omnipräsente Randgruppen im Wartezimmer und ist froh, dass er beim Arzt statistisch gesehen so schnell dran kommt.

Immer wieder dringen Randgruppen heimlich in die Mitte der Gesellschaft vor. Bestes Beispiel war die Bundestagswahl, bei der die FDP plötzlich 15 Prozent holte, aber niemand einen FDP- Wähler kannte. Klar, manches leugnet oder behauptet man auch, um einen guten Eindruck zu machen. So gaben in einer Umfrage des ADAC vor Jahren rund 80 Prozent der Teilnehmer an, sie würden an der Ampel den Motor ausmachen. Leider fahren bzw. stehen im Alltag nur die anderen 20 Prozent herum.

Omnipräsente Randgruppen gibt es auch im Wartezimmer. Dank einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KV) wissen wir jetzt, dass die meisten Kassenpatienten beim Arzt schon nach einer Viertelstunde drankamen. Nur jeder 17. musste bis zu zwei Stunden warten und jeder 100. noch länger. Wer also einen Bekannten hat, der schon mal länger als zwei Stunden beim Arzt saß, der müsste auch 15 FDP-Wähler und 80 Motor-Ausmacher kennen. Hm. Die einzig plausible Erklärung liefert die KV selbst: „Bei letztem Besuch“, steht über der Statistik. Entscheidend ist also, wie viele Langwarter die Praxis mit den Füßen voran verlassen haben. (Seite 12)

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