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Berlin: Gnadenfrist für Airport: Flughafen Tempelhof bleibt länger offen

Das Verwirrspiel um den Flughafen Tempelhof ist demnächst vorbei: Die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) wird nach Informationen des Tagesspiegels ihren Anfang 1998 eingereichten Schließungsantrag ruhen lassen. Sie will nur noch die Entscheidung des Oberlandesgerichts Brandenburg zum Privatisierungsverfahren am 10.

Das Verwirrspiel um den Flughafen Tempelhof ist demnächst vorbei: Die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) wird nach Informationen des Tagesspiegels ihren Anfang 1998 eingereichten Schließungsantrag ruhen lassen. Sie will nur noch die Entscheidung des Oberlandesgerichts Brandenburg zum Privatisierungsverfahren am 10. November abwarten. Der Antrag sah vor, den Flughafen 2002 zu schließen. Jetzt sollen in Tempelhof Flugzeuge so lange starten und landen, bis Schönefeld zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) ausgebaut ist. Nach derzeitigen Planungen soll BBI 2007/2008 eröffnet werden.

Im Prinzip waren sich fast alle schon lange einig; nur die Konsequenzen wollte noch keiner ziehen. Tempelhof soll nach dem Willen des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen und der Fluggesellschaften, allen voran der Lufthansa, nicht wie vereinbart 2002 geschlossen werden. Auch die Flughafengesellschaft, die den Schließungsantrag gestellt hat, ist nicht mehr auf diesen Termin fixiert. In der Senatsverkehrsverwaltung ruht das Schließungsverfahren deshalb bereits stillschweigend.

Diepgen, Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe und der damalige Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann hatten 1996 als Gesellschafter der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF) in ihrem so genannten Konsensbeschluss vereinbart, Tempelhof zu schließen, so bald die "gerichtlich überprüfte und rechtskräftige Planfeststellung für den Single-Standort Schönefeld" vorliege. Im Zeitplan war dafür 2002 vorgesehen. Ziel war, die innerstädtischen Flughäfen Tempelhof und Tegel so schnell wie möglich zu schließen. Tegel sollte "spätestens" mit der Inbetriebnahme der neuen Start- und Landebahn in Schönefeld außer Betrieb gehen. Dabei spielten nicht allein die Interessen der lärmgeplagten Anwohner eine Rolle. Tempelhof war - und ist - für die Flughafengesellschaft ein Verlustbringer; rund 20 Millionen Mark muss sie jährlich für den Betrieb zuschießen. Noch schlechtere Karten hatte Tempelhof, als die Lufthansa im Januar 1995 ihre gesamten Flüge nach Tegel verlagerte, was in Tempelhof zu einem Passagierrückgang führte.

Jetzt ist es aber gerade die Kranich-Linie, die darauf drängt, Tempelhof länger offen zu halten. In Tegel ist es eng geworden, und die Lufthansa will Tempelhof als "Überlaufbecken" erhalten, bis der Flughafen BBI in Schönefeld ausgebaut ist. Der Verkehr mit kleineren Maschinen soll nach Tempelhof zurückkehren, wenn in Tegel für die Lufthansa nichts mehr geht.

Unterdessen hat aber vor allem die CDU ihr Herz für Tempelhof entdeckt. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner will aus dem Linienflughafen auf Dauer einen "Gewerbepark mit angeschlossener Start- und Landebahn" schaffen. Bis heute hat Branoner aber nicht erklärt, wie sich diese Anlage finanzieren soll.

Auch der Regierende Bürgermeister hat längst Kurs auf eine Offenhaltung von Tempelhof genommen. Der Flughafen müsse "mindestens" - wobei er dieses Wort ausdrücklich betonte - bis zur Inbetriebnahme des Flughafens Berlin Brandenburg International (BBI) in Betrieb bleiben, erklärte Diepgen kürzlich dem Lufthansa-Chef Jürgen Weber. Erwartet wird jetzt, dass der Konsensbeschluss mit dem Schließungstermin modifiziert wird.

Ganz andere Pläne hat Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), der aus dem Flughafengelände eine grüne Wiese machen will. Allerdings zeigt auch seine Verwaltung inzwischen Verständnis für den Wunsch der Fluggesellschaften, Tempelhof doch erst später zu schließen.

Die Flughafengegner unter den Anwohnern sähen lieber heute als morgen das letzte Flugzeug in Tempelhof starten. Wenn der Betrieb jetzt weitergehe, müsse dies aber mit einer definitiven Schließungszusage nach dem Ausbau in Schönefeld verbunden sein, sagt ihr Sprecher Hubertus Röttgen.

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