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Berlin: Gorbatschow auf Zeitreise

Früherer Staatschef hält Vortrag in der Arena

Als „berauschende Symphonie und Drama“ bezeichnet Michail Gorbatschow rückblickend die Perestroika, jene Zeitspanne, die einen Reformkurs in der Sowjetunion und schließlich den Fall der deutschdeutschen Mauer bewirkte. Zwei Jahrzehnte liegt ihr Beginn nun zurück – für den ehemaligen sowjetischen Staatschef Anlass, Bilanz zu ziehen. „20 Jahre Perestroika – Was war, was ist, was wird?“ lautet der Titel seines Vortrags, den er heute Abend ab 20 Uhr in der Arena an der Eichenstraße 4 in Treptow hält. Damit wird die Ausstellung „Der Freie Wille“ in der Bunkeranlage unter dem Glashaus der Arena eröffnet.

„Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit“, sagte Gorbatschow gestern vor der Presse. Auch wenn Umfragen zufolge 40 Prozent der Russen die Perestroika heute für einen Fehler halten, ist Gorbatschow von der Richtigkeit seines politischen Wegs überzeugt. „Ich hätte vielleicht einiges besser gemacht, aber die Entscheidung wäre die gleiche.“ So sei es ein Fehler gewesen, die Reformen erst so spät einzuleiten. Dadurch hätten sich in den einzelnen Sowjetrepubliken nationale Eliten herausgebildet, die seit 1990 auf Eigenstaatlichkeit drängen. Letztlich zieht der 74-Jährige aber ein positives Fazit in Hinblick auf die demokratischen Errungenschaften, „weil wir in unserer Entwicklung an einem Punkt angekommen sind, von dem es kein zurück mehr gibt“.

Auf seiner Reise wird Gorbatschow von dem russischen Pianisten Yuri Rosum begleitet. Das Schicksals des Musikers, der seit Jahren mit Gorbatschow befreundet ist, war mit der Perestroika eng verbunden, denn erst mit dem politischen Wandel in seinem Land konnte der Künstler auch im Ausland spielen. Nach Gorbatschows Auftritt heute Abend wird er ein Konzert mit Stücken von Rachmaninow, Tschaikowski, Liszt und Schumann geben (Eintritt: 22 Euro, Vorbestellungen unter Tel. 533 20 30). hey

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