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Berlin: Gott Ganesha hilf!

Zwei Hindutempel sollen in Neukölln gebaut werden. Doch seit Monaten tut sich auf den Baustellen nichts

Ein kleiner Hindu-Altar in einem Container in der Hasenheide. Es duftet nach Sandelholz. Ein Gasofen wärmt die zehn Gläubigen der Sri Ganesha Gemeinde Berlin, die andächtig auf dem Boden sitzen und beten. Es ist ein Tag im Januar, an dem sie das Winterende feiern. Heute betet die Gemeinde vor allem für den Bau ihres Tempels in der Hasenheide. „Jeder Hindu hat seinen Lieblingsgott und jeder Gott sollte einen eigenen Tempel bekommen“, sagt Vilwanathan Krishnamurthys, Vorstandsmitglied der Gemeinde. Es soll der zweitgrößte Tempel Europas werden: 17 Meter hoch und 19 Meter lang. Nur: Zu sehen ist bisher nichts.

Mit großem Aufwand war der erste Spatenstich im Oktober 2007 gefeiert worden. Eine silberne Statue des elefantenköpfigen Gottes Ganesha war von Sari tragenden Frauen unter Glockengeläut in den Rathaussaal getragen worden. Der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky hatte sich wie ein indischer König gekleidet. Mit goldenem Turban und einem roten Punkt auf der Stirn hatte er den Tempelentwurf vorgestellt. „Die Gottheit Ganesha gilt als etwas langsam, aber das, was sie tut, ist von Dauerhaftigkeit“, sagte Buschkowsky – vielleicht weil er bereits ahnte, dass Neukölln auf seinen Tempel noch etwas warten muss.

Tatsächlich hat der Bezirk die Baugenehmigung erst kürzlich erteilt. „Die Statikberechnung ist jetzt in Auftrag gegeben und die beantragten Bäume werden bald gefällt“, sagt der Architekt Kawos Ebrahimi. Ende März soll das Projekt ausgeschrieben werden, „damit wir mit dem Fundament anfangen können, wenn es warm wird.“ Auch die volle Finanzierung des 850 000 Euro teuren Großprojekts steht noch nicht. „80 lebenslange Mitglieder unserer Gemeinde haben bereits jeweils 1000 Euro bezahlt“, sagt Krishnamurthy. Daneben hätten aber mehrere indische Firmen und in Berlin ansässige Restaurants fest Spenden zugesagt. „Der Stahlproduzent CEO Lakshmi N. Mittal will 10 000 Euro zahlen – allerdings erst, wenn wir mit dem Bau begonnen haben.“

Der Tempel der Sri Ganesha Gemeinde ist nur einer von zwei hinduistischen Heiligenstätten, die in Neukölln errichtet werden sollen. Die Gemeinde Sri Mayurapathi Murugan will ihren Tempel in der Riesestraße einweihen. Die Baugenehmigung für den elf Meter hohen Turm und den 13 mal 15 Meter großen Tempel liegt seit Sommer vor, aber auch hier fehlt das Geld. Bisher hat die Gemeinde nur die Garagen und die Kohlehandlung abgerissen und die Abwasserleitungen gelegt. „Wir hoffen auf weitere Spenden, so dass wir Anfang April mit dem Bau beginnen können“, sagt Gemeindemitglied Nadarajah Thiagarajah.

Spenden will auch die Sri Ganesha Gemeinde auf dem Saraswati-Fest sammeln. Bisher sei das Gelände auf der Hasenheide gesäubert und die Jahn-Halle provisorisch repariert worden. Hier soll ein Übergangstempel gebaut werden. „Wann wir mit dem Bau fertig sind, liegt in den Händen der Götter. Wir hoffen, dass sie uns unterstützen“, sagt Krishnamurthy.

Auch Buschkowsky wäre glücklich, wenn die Gemeinde langsam in die Gänge käme, er bleibt aber gelassen. „Ich habe gelernt, dass die Uhren bei den Hindus anders ticken. Aber man hat mir gesagt, dass ich die Grundsteinlegung vor dem Ende meiner Amtszeit 2011 erleben werde.“ Daher setze er auf den Gott Ganesha und dessen Wirkung auf seine Gemeinde. „Er wird seine Kinder erleuchten.“

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