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Berlin: Gott zahlt nicht

China hat uns auch dies voraus: Es ehrt seine Alten. Wenn wir das täten, dann wäre Heiner Geißler heute ein hoch Geehrter.

China hat uns auch dies voraus: Es ehrt seine Alten. Wenn wir das täten, dann wäre Heiner Geißler heute ein hoch Geehrter. Sicher, früher hat er auch demagogisch dahergeredet. Aber, erstens: Der ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein. Zweitens: Geißler leistet Abbitte. Heute würde er nicht mehr sagen, dass der Pazifismus Auschwitz erst möglich gemacht hat. Eine wundersame Läuterung? Nein, die Folge dessen, was ihn ausmacht: Dass er Werte hat. Das hängt mit dem zusammen, was er liest. Was er weiß. Wer davon etwas wissen will, für den ist sein Buch ein Muss und ein Genuss. Es geht um die politische Botschaft des Evangeliums, und die kann nur bestreiten, wer die Bibel nie gelesen hat.

Hier ein Beispiel, wie Geißler liest und schreibt: „Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon.“ (Lk 16,33). Die anwesenden Pharisäer, die sehr am Geld hingen und zu den wohlhabenden Leuten im damaligen Israel gehörten, hatten offenbar eine solche finanzethische Bewertung noch nie gehört und lachten Jesus aus. „Ihr redet den Leuten ein“, kontert Jesus, „dass ihr gerecht seid. Aber Gott kennt euer Herz. Denn was ihr für großartig haltet, das ist in seinen Augen ein Gräuel.“ (Lk 16,14). Jesus hat das Geld, den Mammon nicht abgeschafft. Er selber und seine Freundinnen und Freunde hatten eine Kasse, die von Judas verwaltet wurde. Aber Jesus hat das Geld moralisch entwertet und dem Kapital die Funktion zugeordnet, die es auch in der modernen Ökonomie hat: Es hat dem Menschen zu dienen und nicht die Menschen zu beherrschen. So schreibt Geißler. Auch der CDU, auch Angela Merkel. Sein Buch ist ein Brevier für den christlichen Demokraten.

Heiner Geißler: Was würde Jesus heute sagen? Die politische Botschaft des Evangeliums. Rowohlt Berlin, Berlin. 155 S., 16,90 €.

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