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© dpa

Gotteshäuser: Erster Spatenstich für Neuköllner Hindutempel

In rund drei Jahren soll am Rande des Volksparks Hasenheide in Neukölln Europas drittgrößter Hindutempel eröffnet werden. Am Sonntag wurde der symbolische erste Spatenstich gefeiert.

Wenn man erst mal zwei Jahre gewartet hat, macht eine dreiviertel Stunde mehr oder weniger den Bock auch nicht fett. Es ist 11 Uhr 45, als Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) am Sonntag in die nasse Erde der Neuköllner Hasenheide sticht. Vilwanathan Krishnamurthy, Vizepräsident des Trägervereins Sri Ganesha, steht daneben, versucht ebenfalls den Spaten zu umfassen, mit dem der Baubeginn des zweiten deutschen Hindutempels symbolisiert werden soll. Seit 9 Uhr laufen die rituellen Feierlichkeiten in der Hasenheide nun schon, doch erst jetzt, kurz vor Mittag, hat die Geschichte um den Berliner Hindutempel ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Sie begann 2005 im westfälischen Hamm. Vilwanathan Krishnamurthy machte wie jedes Jahr eine Reise zum einzigen Hindutempel Deutschlands. 460 Kilometer, von Berlin in den Ruhrpott. Durch den Ausflug verpasste das Neuköllner SPD-Mitglied eine Sitzung des bezirklichen Ausländerbeirats – einer der entscheidenden Zufälle dieser Geschichte.

Vor gut zweieinhalb Jahren fasste die Gemeinde den Entschluss, einen Tempel für die rund 6000 Hindus in Berlin zu bauen. Im März 2005, Krishnamurthy war gerade aus Hamm zurück, wollte Bürgermeister Buschkowsky wissen, wo er denn bei der Sitzung gewesen sei? Krishnamurthy erzählte ihm von seiner alljährlichen Reise und von Deutschlands einzigem Hindutempel. Buschkowsky fragte weiter, wieso in Berlin kein solcher Tempel stehe. „Geben Sie mir einen Platz, und wir bauen einen“, sagte Krishnamurthy. „Ich kümmere mich darum“, erwiderte der Neuköllner Bürgermeister. Es klang nach die Ärmelhochkrempeln. Am 24. September 2005 gründete sich der Sri Ganesha Hindu Tempel e.V. Berlin.

Am Freitag vor dem ersten Spatenstich steht Krishnamurthy in der Hasenheide. Zufrieden sieht der kleine Mann mit der großen Daunenjacke aus. Weiße Haare stoppeln von seinem dunklen Kopf, auf dem Schlüsselband um seinen Hals steht „Ich bin glücklich“. Das karge Gelände, auf dem er jetzt steht, die nasse Erde, die verwelkten Blätter – das ist untypisch für die sonst so bunte Gemeinde. Als vor sechs Wochen der Erbpachtvertrag zwischen Krishnamurthys Verein und der Stadt im Neuköllner Rathaus unterzeichnet wurde, begleiteten orientalische Tänzerinnen den bürokratischen Vorgang. Der Duft von Räucherstäbchen waberte durch den Rixdorf-Salon des Rathauses.

Jetzt, am Sonntag, haben sie den kargen Platz festlich geschmückt. Furchen in der Erde zeigen, wo später der Tempel, wo das Gemeindezentrum stehen soll – und wo ein 17 Meter hoher Turm die „Nähe zum Himmel“ herstellen wird. „Hier sitzt Gott“, sagt Krishnamurthy und zeigt auf einen Haufen Erde ziemlich genau in der Mitte des 4500-Quadratmeter-Geländes. „Hier soll die Ganesha-Statue stehen“, die Statue des hinduistischen Gottes der Klugheit und Gerechtigkeit. Nach ihm wird der Tempel benannt.

Wann wird er fertig sein? Krishnamurthy zögert. Bereits 2005 verkündete der Verein, man werde zur Fußball-WM Einweihung feiern. Es kam der Gang durch deutsche Behörden, inklusive Antrag auf Baugenehmigung und Finanzierungsplan. Dann war die WM vorbei.

Bislang sei erst ein Teil der auf 850 000 Euro geschätzten Baukosten durch Spenden zusammengekommen. Viele Spender hätten ihre Zusage jedoch schon gegeben. „Wenn das Geld jetzt kommt, sind wir 2010 fertig“, sagt Krishnamurthy. Und daran wird wohl auch die dreiviertel Stunde Verspätung des ersten Spatenstichs nichts ändern. Tim Klimeš

Tim Klimeš

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