zum Hauptinhalt

Berlin: Goya kommt – aber nicht weitersagen

Ausstellungen werden zu kurzfristig angekündigt, darunter leidet die Werbung für die Museen

Im Mai soll in Berlin eine große Goya-Ausstellung stattfinden. Jedenfalls habe er „gerüchteweise“ davon gehört, sagt Heinz Buri, der Kulturbeauftragte der Berliner Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTM). „Francisco de Goya im Alten Museum, das wär’ natürlich ein Kracher.“ Deshalb würde er gerne mit der Ausstellung werben – doch offiziell verlieren die Staatlichen Museen darüber noch kein Wort. Denn noch sind nicht alle Verträge unterschrieben.

Aus der Sicht der BTM ist dies das größte Problem bei der Vermarktung der Berliner Museen: die zu kurzfristige Ankündigung der Höhepunkte. Wie berichtet, dürfte die Besucherzahl der Museen 2002 erstmals seit 1996 stagnieren. Davor gab es jedes Jahr Steigerungen in Höhe von rund einer halben Million.

Mindestens zehn Monate Vorlauf, so Buri, sind nötig, um eine Ausstellung international richtig zu vermarkten: sie in die Prospekte zu bringen, Veranstalter zu interessieren, Busreisen zu organisieren. Den Museen ist dieser Umstand bekannt – allein: „Ich bin froh, wenn ich eine Ausstellung wenigstens ein halbes Jahr vorher ankündigen kann“, sagt Matthias Henkel, Sprecher der Staatlichen Museen. Das internationale Ausstellungsgewerbe aber lasse es nicht zu, alle Vereinbarungen mit den vielen Beteiligten so frühzeitig abzuschließen. 170 Sonderausstellungen hatten die 16 Häuser der Staatlichen Museen für 2002 vorbereitet – verwirklicht konnten nur 126 werden, sagt Henkel.

Und vor allem die Sonderausstellungen ziehen die Besucher an, da sind sich Tourismus-Werber und Museumsleute einig. Buri wünscht sich einfach mehr davon. Doch nicht nur die Staatlichen, auch die städtischen Museen stoßen hier an eine Grenze, an die in Berlin jeder stößt: Geldmangel.

Die Vermarktungsstrategie Henkels sieht daher anders aus: Imagetransfer von den „Markenartikeln“ Nofretete oder Pergamonaltar auf die übrigen, weniger berühmten Sammlungen wie das Kunstgewerbemuseum. Zum zweiten: Rahmenveranstaltungen, um Standorte bekannter zu machen und „neue Marken zu schaffen“. Die „Langen Nächte“ gehören dazu, aber auch das Museumsinselfestival, das Freilichtkino am Kulturforum, der Markt der Kontinente im Völkerkundemuseum. Oder auch die jährliche Reihe „Schauplatz Museum“ (siehe Kasten).

Längere Öffnungszeiten brächten dagegen weniger, glaubt Tourismus-Mann Buri. Nicht umsonst gebe es den Langen Donnerstag – bis 22 Uhr – nur noch in vier Häusern. Dort rechnet er sich: in der Alten und Neuen Nationalgalerie, in der Gemäldegalerie, im Pergamonmuseum. Gleichwohl – fragt man eine langjährige Museumsmitarbeiterin, so hat sie „als Berlinerin“ vor allem einen Wunsch: einen Museumspass Berlin-Potsdam. Eine Eintrittskarte für alle Museen der Region. So, wie die Drei-Tages-Karte, die Buri „schon eine enorme Verbesserung“ nennt. Doch an ihr beteiligen sich erst 50 Museen. Und nicht die 170, die Berlin hat.

Holger Wild

Zur Startseite