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Berlin: Gräberfeld an der Heerstraße bleibt bis auf weiteres für Besucher gesperrt - Verwüstungen nehmen zu

Bisher haben sie sich besser aufgeführt als ihr Ruf vermuten lässt. Die beiden Wildschweinbachen, die ihren Nachwuchs seit einigen Tagen auf dem Friedhof an der Heerstraße aufziehen, dösten am gestrigen Montagmorgen seelenruhig mit ihren Frischlingen in der Frühlingssonne.

Bisher haben sie sich besser aufgeführt als ihr Ruf vermuten lässt. Die beiden Wildschweinbachen, die ihren Nachwuchs seit einigen Tagen auf dem Friedhof an der Heerstraße aufziehen, dösten am gestrigen Montagmorgen seelenruhig mit ihren Frischlingen in der Frühlingssonne. "Die Tiere werden ständig von unserem Personal beobachtet", versichert Bärbel Bree. In ihrem kleinen Büro am Eingang zum Friedhof hat die Mitarbeiterin der Friedhofsverwaltung an diesem Morgen dennoch alle Hände voll zu tun. Ununterbrochen klingelt das Telefon, erkundigen sich besorgte Anrufer nach dem Treiben der Wildschweine und dem Zustand der Gräber ihrer Angehörigen.

"Heute morgen haben sich schon 50 Leute gemeldet", sagt Frau Bree. Sie alle wollen wissen, wann sie den Friedhof wieder betreten dürfen. Denn Besucher stehen zur Zeit vor verschlossenen Toren. An allen Eingängen warnen Anschläge vor den beiden Wildschweinrotten, die "eine Gefährdung für Friedhofsbesucher" darstellen könnten.

"Wie wir die Tiere wieder los werden, wissen wir noch nicht", sagt Bärbel Bree und muss schon wieder den Hörer von der Gabel nehmen. Auch diesmal vertröstet sie eine Anruferin, sie solle sich am Mittwoch dieser Woche noch einmal melden. "Irgendwas muss ich doch sagen." Vergeblich hat sich das zuständige Grünflächenamt Charlottenburg um Amtshilfe beim Forstamt Grunewald bemüht. Das erklärte sich für nicht zuständig. "Auf eigene Faust können wir nichts unternehmen".

Am Dienstag vergangener Woche brachte die erste der beiden Bachen drei bis vier Frischlinge zur Welt, am darauffolgenden Tag kam ihre Begleiterin mit fünf Jungen nieder. Doch nicht allein die beiden Muttertiere könnten Besuchern gefährlich werden, wenn die Tiere ihren Nachwuchs bedroht sähen. Auch der Keiler soll nach Auskunft der Friedhofsverwaltung noch seine Runden auf dem Gräberfeld ziehen.

Inzwischen sei auch der Nachwuchs so aktiv geworden, dass die Schäden in den Grünanlagen jede Nacht zunähmen, berichten die Friedhofsgärtner. Dass die Tiere erhebliche Verwüstungen anrichten können, weiß Bärbel Bree aus eigener Anschauung. Zu Hause im eigenen Garten hat sie ein Zwergschwein: "Was glauben Sie, wie tiefgründig das den Boden durcharbeitet."

Sollten die Wildschweine Gräber verwüsten, haftet das Land allerdings nicht für die "Schäden durch Dritte", wie es amtsdeutsch heißt. Wer darüber hinaus die älteren Rechte auf dem Friedhofsgelände zwischen Trakehner Allee und Heerstraße hat, sagt schon der Name des Teiches, um den die Grabstätten in der Senke nahe dem Olympiastadion angelegt sind: Sausuhlensee. "Der Friedhof war schon immer ein Durchgangsgebiet für Wildschweine", erzählt Bärbel Bree.

Während der Friedhof für Besucher voraussichtlich auch während der nächsten Tage noch gesperrt bleibt, sollen Bestattungen trotz der Wildschweine stattfinden. In der Friedhofskapelle hatte sich gestern mittag um zwölf Uhr eine Trauergemeinde zu einer Beerdigung eingefunden.

Der von der Friedhofsverwaltung vorsorglich angeforderte Polizeischutz für den Trauerzug kam zwar nicht. Dennoch verlief die Bestattung ohne Wildschwein-Angriff. Für morgen sind zwei weitere Beerdigungen geplant.

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