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Berlin: Gras drüber

Nach dem Abriss des Palastes der Republik soll mitten in Mitte eine Wiese entstehen - bis irgendwann das Schloss gebaut wird. Für die Zwischenlösung geben der Bund und das Land insgesamt 2,1 Millionen Euro aus. Ist das die richtige Idee für Berlins gute Stube? Ein Pro und Contra

Wo jahrhundertelang das Schloss stand, wo – nach dessen Sprengung 1950 – für wenige Jahrzehnte eine Holztribüne für die DDR-Prominenz aufgebaut war, damit die den Aufmärschen zusehen konnte, wo schließlich der Palast der Republik 14 Jahre lang Gäste anzog, soll jetzt nichts als eine große Wiese mit ein paar Planken entstehen. Es soll Gras wachsen, bis das Humboldt-Forum gebaut werden kann – modern, mit der barocken Fassade des einstigen Schlosses. Denn das kann dauern.

Deshalb hatte die Stadtentwicklungsverwaltung als Zwischenlösung einen landschaftsplanerischen Wettbewerb für die „temporäre Freiraumgestaltung Schlossareal“ ausgelobt. 21 Planungsbüros aus dem In- und Ausland reichten Entwürfe ein.

Den mit 16 300 Euro dotierten ersten Preis gewann das Berliner Planungsbüro Relais Landschaftsarchitekten momentum3. Die Planer gliedern die zur Spree hin abgestufte Rasenfläche mit Stegen und Plattformen aus Lärchenholz. Die Planer verwenden ganz bewusst „Baumaterialien und Prozesse, die Vergänglichkeit in sich tragen“, wie die Stadtentwicklungsverwaltung ihre Entscheidung in der Preisbegründung erklärt. Beim Begehen der Stege würden zudem die Blickrichtung geführt und die unterschiedlichen Kulissen von Mitte präsentiert.

Den zweiten Preis erhielt das Berliner Büro Urban Catalyst, obwohl es sich nicht strikt an die Vorgaben hielt, bei der Zwischennutzung keine Hinweise auf die Vorgängerbauten zu geben. Die Planer stellen 125 je 20 Meter hohe Lichtmasten auf die frei liegenden Fundamente von Palast und Schloss sowie auf die Asphaltfläche des einstigen Aufmarschgeländes. So sollen die vielen Geschichtsspuren an dieser Stelle beleuchtet werden.

Auf Gras griffen auch die dritten Preisträger zurück. Die ebenfalls aus Berlin kommende Arbeitsgemeinschaft bbz Landschaftsarchitekten Timo Herrmann und Inga Hahn entwarf eine terrassierte Anlage in der Breite des Palastes. Mit Hecken soll die Grundfläche des Schlosses nachgepflanzt werden.

Wann die Landschaftsgärtner anrücken, die 2,1 Millionen Euro verbuddeln dürfen, ist ungewiss. Der Abriss des Palastes verschiebt sich bekanntlich. Und gebunden an das Wettbewerbsergebnis ist der Senat ohnehin nicht.

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