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Berlin: Gratiskonzert wird für Polizisten teuer

Drei leitende Beamte strafversetzt, weil sie Freitickets annahmen und verteilten Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Korruptionsverdachts

Die Polizei hat ein Problem, und drei hochrangige Polizeiführer der Direktion 3 haben ein ganz großes Problem. „Aus dienstlichen Gründen“, wie es im Präsidium hieß, mussten sie am Montag einen neuen Job antreten, strafversetzt innerhalb der Behörde, wie es unter der Hand hieß. Die beiden Leitenden Polizeidirektoren und ein Polizeidirektor sollen Gratiseintrittskarten angenommen haben, zum Beispiel für das Classic Open Air am Gendarmenmarkt. Verteilt hat die Karten – laut Polizei über 200 Stück – ein 57-jähriger Beamter, gegen den jetzt ein „Verbot der Amtsausübung“ ausgesprochen wurde. Der 57-Jährige arbeitete im Abschnitt 32 in der Jägerstraße – 100 Meter vom Gendarmenmarkt entfernt. Bei einem der drei versetzten Polizeiführer handelt es sich um einen früheren Chef dieses Abschnitts. Bei der Durchsuchung der Büros des 57-Jährigen wurde eine Liste gefunden, „anhand derer die Abnehmer verfolgt werden können“, hieß es weiter – weitere Versetzungen sind also abzusehen. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit nach Angaben eines Sprechers, ob auch gegen die Abnehmer Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsannahme eingeleitet werden. Geld sollen sie nicht gezahlt haben.

In der Polizei ist das Entsetzen groß. „Das sollte jeder wissen, dass man solche Geschenke nicht annimmt“, hieß es. Denn bei einem Konzertbesuch sei kein dienstlicher Bezug zu erkennen, sagte eine leitende Beamtin. Bei anderen Dienststellen hieß es, dass Präsentkörbe zu Weihnachten zurückgeschickt würden. Polizeipräsident Glietsch selbst geht hier mit gutem Vorbild voran. Kurz nach seinem Amtsantritt bekam er vom Management der Classic Open Air eine persönliche Einladung. Wenig später bekam die Festivalleitung einen freundlichen Brief – und die Karten zurück. Glietsch schrieb, er dürfe die Tickets nicht annehmen, kaufe sich aber gerne auf eigene Kosten eine Karte, hieß es bei Classic Open Air. Aus seinem Urlaub ließ Glietsch verlauten, dass jedweder Fehltritt streng verfolgt werde und die Öffentlichkeit nach Abschluss der Ermittlungen informiert werde. Gestern hielten sich Polizei und Staatsanwaltschaft aber zurück – um eben diese Ermittlungen nicht zu gefährden.

Wie zu erfahren war, sollen der 57-Jährige nicht nur kostenlos Karten von Classic Open Air, sondern auch von anderen Freiluftveranstaltungen aber auch Theatern angenommen haben. Der Beamte „soll sich und anderen unter Ausnutzung seiner dienstlichen Stellung Eintrittskarten und Zugangsberechtigungen“ beschafft haben, heißt es in einer Mitteilung der Polizei. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Beamten und seiner Diensträume war belastendes Beweismaterial gefunden worden.

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