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Griechische Botschaft: Haus der Spree-Athener

Ende des Jahres soll die neue griechische Botschaft in Berlin fertig sein. Ein Baustellenbesuch vor einem heiklen Tag.

Diese Botschaft hat eine Botschaft, mehr als andere: Seht her, wir tun etwas. Die Ruine verschwindet, wir kommen zurück und zeigen uns im neuen Gewand. Noch stehen die Gerüste in der Hiroshimastraße 11 und der Hildebrandstraße 4, zwischen denen die griechische Botschaft liegt. Einst war sie die letzte Ruine im alten Tiergartener Diplomatenviertel, ein heruntergekommenes, traurig anzuschauendes Gebäude, doch Anfang des Jahres wird sich Griechenland wieder würdig in Berlin präsentieren. Davon ist Griechenlands Botschafter Dimitris Rallis gerade in diesen Zeiten überzeugt.

Die Villa wurde 1911/12 von Robert Leibnitz für den Fabrikanten Sigmund Bergmann im neoklassizistischen Stil errichtet und diente von 1920 bis zum Einmarsch deutscher Truppen in Griechenland als Botschaft. Den Unterhalt nahm nach dem Krieg die britische Militärverwaltung wahr. Mitte der achtziger Jahre kursierten verschiedene Pläne für ein griechisches Kulturinstitut oder ein internationales Finanzdienstleistungsinstitut. 1988 besuchte Kulturministerin Melina Mercouri die Ruine, kurz danach brannte der Dachstuhl komplett aus und gab damit dem Gebäude den Rest. Man vermutete Brandstiftung. Obdachlose hatten inzwischen das Haus besetzt. Im Januar 1989 erwog man, das Gebäude als Ergänzung der geplanten Akademie der Wissenschaften in der ehemaligen italienischen Botschaft zu nutzen.

Dann kam die Wende, und alles wurde zurück auf null gesetzt. „Es gab schon gleich nach dem Krieg Ideen, das Haus als Generalkonsulat zu nutzen“, erzählt Botschafter Dimitris Rallis, „aber das Gebäude war zu groß für eine zu kleine Behörde. Ich war von 1977 bis 1981 in Ost-Berlin an der Botschaft und habe das Gelände immer wieder besucht, es war ein trauriger Anblick.“

Der Zustand sei zuletzt so schlimm gewesen, dass man sich entschieden hatte, die Ruine abzureißen und soweit wie möglich originalgetreu neu zu errichten und durch einen Neubau im ehemaligen Garten zu ergänzen. „Wir wollen es so restaurieren, wie es war, aus Respekt vor der Geschichte der Stadt“, betont Rallis. Das komme Griechenland teurer als ein normaler Neubau. Andererseits habe man ausgerechnet, dass das 15-Millionen-Euro-Projekt billiger werde als die Kosten für Miete und Personal bei den jetzigen sieben Standorten der Botschaft.

Bildergalerie: Griechenland baut eine neue Botschaft

Der Entwurf der Büros Obermeyer und Doxiadis Associates hat dem Altbauensemble auf dem ehemaligen Gartengelände einen luftigen vierstöckigen Neubau hinzugefügt, der mit einer doppelten Glasfassade und Solarpaneelen ausgestattet ist. Innen erhält die Botschaft ein wunderbares überdachtes Atrium, das einerseits an die estnische Botschaft grenzt, andererseits mit den puren Backsteinen der alten Villa und den bis zum Boden verlängerten hohen Rundbogenfenstern ein nahezu klassisches Ambiente abgibt. In der gesamten Botschaft einschließlich Residenz stehen 6500 Quadratmeter zur Verfügung, im Altbau werden die Böden mit Parkett ausgestattet, im Neubau Flur und Wände mit Marmor von dem Berg, dessen Marmor auch für die Akropolis genutzt wurde. „Wir haben leider keine Fotos von innen, wir forschen nach ihnen in Stadtarchiven. Für Hinweise sind wir sehr dankbar“, sagt Botschafter Rallis. „Wir würden die Räume dann nach diesen Fotos auch nachträglich noch restaurieren.“ Bauleiter Antonis Anyfantis sieht den Bau im Zeitplan, „wir werden wohl Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres fertig, auf jeden Fall vor dem Berliner Flughafen.“ Ihm hat es hier gefallen, er könnte sich vorstellen, hier zu bleiben. „Jetzt geht es mit Griechenland besser“, sagt er, doch was das heutige EM-Spiel Deutschland-Griechenland angeht, ist er nicht ganz so optimistisch. Botschafter Rallis gibt sich diplomatisch: „Möge der Bessere gewinnen.“

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