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Berlin: Griff in die Portokasse

Das Land Berlin verschickt jeden Tag 100000 Briefe. Jetzt soll auch bei der Zustellung gespart werden

Über 100 000 Briefe muss die Berliner Verwaltung täglich versenden. Die gute alte Post und der private Dienstleister PIN AG teilen sich den Markt auf: Die Post liefert alle Sendungen außerhalb Berlins, das regionale Geschäft erledigt PIN. Knapp 28 Millionen Euro gibt das Land dieses Jahr für Postgebühren aus. Jetzt beschloss der Senat, auch diesen Ausgabeposten zu kürzen: 2 Millionen Euro im Jahr 2005 und 4 Millionen Euro ab 2006 sollen eingespart werden. Kaum wurde dies bekannt, meldeten sich private Interessenten. Etwa die „Regional Logistik Berlin GmbH“ (RLB), die vor allem kleine und mittelständische Unternehmen bedient.

Die Idee von RBL: Die Verteilung der Post könnte in die Nacht verlegt und über „Warenschleusen“ abgewickelt werden. Das heißt, die Sendungen werden außerhalb der Dienstzeiten beim Pförtner oder in einer abschließbaren Box hinterlassen. „In privaten Unternehmen funktioniert das gut“, sagt Günter Heinze von RBL. Er verspricht ein „erhebliches Einsparpotenzial“. Leider sei das Angebot „ohne vertiefende Gespräche“ abgelehnt worden. „Wir konzentrieren uns auf höherwertige Postsendungen und auf die Optimierung von Versandmethoden“, heißt es bei der Firma. Aber Prozesse zu optimieren – daran müsse sich der öffentliche Dienst wohl erst noch gewöhnen.

Im Landesverwaltungsamt, dass für den Postverkehr zuständig ist, sieht man das anders. Dort wird darauf hingewiesen, dass auch die PIN AG eine Anlaufzeit brauchte, um die Post ordnungsgemäß auszuliefern. Inzwischen funktioniert alles gut. Das „ausbalancierte Modell“ von Post und PIN habe sich bewährt, heißt es verwaltungsintern. Anderer Angebote hätten näherer Prüfung bisher nicht standgehalten. Trotzdem muss die Behörde den Sparbeschluss des Senats umsetzen. Die Zustellung von Briefen und Paketen im Auftrag des Landes Berlin wird demnächst europaweit neu ausgeschrieben. Manche Behörden würden zusammenbrechen, wenn der Briefverkehr nicht funktioniert. Allein die Zivil- und Strafgerichte verbrauchen dieses Jahr fast die Hälfte der im Haushalt veranschlagten Gebühren. za

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