zum Hauptinhalt
Klaus-Dieter Gröhler darf auf eine weitere Amtszeit im Bundestag hoffen.

© Deutscher Bundestag/Achim Melde

Gröhler im Berliner Westen nur knapp nominiert: Weshalb die CDU ihren eigenen Kandidaten blamierte

Ohne Gegenkandidat scheiterte der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Dieter Gröhler zunächst bei seiner Nominierung. Profitiert am Ende die SPD?

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Im Fall von Charlottenburg-Wilmersdorf und dem dort zuletzt zwei Mal in Folge erfolgreichen Direktkandidaten der CDU für den Bundestag, Klaus-Dieter Gröhler, bedeutet das: Während sich bei der SPD Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und dessen Staatssekretärin Sawsan Chebli um die Kandidatur für das Direktmandat streiten, schaut Gröhler gelassen zu und wiederholt seinen Erfolg von 2013 und 2017 im kommenden Jahr einfach erneut – die Umfragewerte geben das her.

Einen Strich durch die Rechnung machten dem Bundestagsabgeordneten nun ausgerechnet die eigenen Parteifreunde. Bei der Nominierung für die Direktkandidatur am Sonntagabend ließ eine Mehrheit von ihnen Gröhler im ersten Wahlgang durchfallen – wohlgemerkt ohne Gegenkandidaten. Erst im zweiten Wahlgang und nach der überraschenden Kandidatur von Martin Lindner, dem ehemaligen Landeschef der Berliner FDP, setzte sich Gröhler durch – mit einer Stimme Mehrheit.

Der bis kurz vor dem Start des Parteitags als sicher geltende Direktkandidat war maximal gedemütigt worden, Anwesende sprachen von einer „Katastrophe“. Hinzu kommen Zweifel daran, ob Lindner zum Zeitpunkt der Wahl überhaupt Mitglied der CDU war. Lindner wohnt in Steglitz-Zehlendorf. Tagesspiegel-Informationen zufolge hatte der dortige Kreisverband der Aufnahme Lindners in Charlottenburg-Wilmersdorf noch gar nicht zugestimmt. Eine Entscheidung sollte der Kreisvorstand auf seiner Sitzung am Montagabend fällen – Ausgang ungewiss.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über Berlins wichtigste Nachrichten und größte Aufreger. Kostenlos und kompakt: checkpoint.tagesspiegel.de]

Bleibt die Frage nach den Gründen für die beinahe Abwahl Gröhlers. Während ihm Verbündete eine „ausgezeichnete Wahlkreisarbeit“ attestieren, gilt der 54-Jährige verbandsintern bereits seit dem vergangenen Jahr als angeschlagen. Damals hatte Gröhler zwar den Kreisvorsitz von Amtsvorgänger Stefan Evers übernommen. Allerdings nur, weil dieser wiederum die Mehrheit in seinem eigenen Ortsverband verloren hatte und zudem als Verbündeter der geschassten CDU-Landeschefin Monika Grütters galt. Evers blieb Generalsekretär der Berliner CDU, kandidiert nun aber in Treptow-Köpenick für seine Wiederwahl ins Abgeordnetenhaus.

Gröhler wiederum dürfte die Verärgerung von Philipp Dillmann, Vize-Chef der Jungen Union, zu spüren bekommen haben. Dillmann war am Samstagabend nicht für die Abgeordnetenhauswahlen nominiert worden. Von „enttäuschten Hoffnungen“ und einer „Retourkutsche“ ist hinter vorgehaltener Hand die Rede. Dillmann war 2019 am Sturz von Evers beteiligt und hatte sich dafür offenbar eine Gegenleistung erwartet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false