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Berlin: Große Klappe und viel dahinter

Rosapelikane kommen schwarz zur Welt Wunder der Verwandlung ist im Tierpark zu sehen

Der Anblick ist nicht jedermanns Sache: Nackte, rosafarbene Mäusewinzlinge wimmeln da in einer Schale, in einer anderen daneben türmen sich silbrig glänzende kleine Fische – Babynahrung der besonderen Art für eine multikulturelle Kinderstube im Tierpark. Aktuell werden darin ein Sperber- und ein Königsgeier warm behütet, aber auch drei Geierfalken und zwei Pelikane.

Pelikane zählen zu den weltweit größten Wasservögeln und werden im Tierpark seit 1961 regelmäßig gezüchtet – augenblicklich in vier von insgesamt sieben Arten. Einer der beiden Vertreter in der Tierpark-Kinderstube ist schwarz – die Rosapelikane, die in Friedrichsfelde schon in der zweiten und dritten Generation gezüchtet werden, haben als einzige schwarze Küken. Erst mit zwei bis drei Jahren färbt sich ihr Gefieder.

Der schmutzigweiße kleine Pelikan neben ihm gehört zu der Art, mit der der Tierpark 1992 zoologisch punktete – gelang da doch in Friedrichsfelde die Welt-Erstzucht der Brillenpelikane. Die Tiere, denen der nackte Ring um ihr Auge herum den Namen gab, sind in ihrer australischen Heimat zwar nicht selten, gehören aber zu den am seltensten gezüchteten Vögeln.

Beim Zuchterfolg blieb es dann zunächst auch – die 1980 aus Adelaide nach Berlin gekommenen Brillenpelikane legten zwar brav weiterhin Jahr für Jahr Eier – rauskam dabei aber nichts mehr. Bis vor drei Jahren. Da klappte es auf einmal wieder. Als Grund des seither regelmäßigen Nachwuchses sehen die Friedrichsfelder Zoologen den Wohnungswechsel ihrer Pelikane. Die bezogen am Nikolaustag 2002 neben ihrer Freianlage ein neues Winterhaus. In dem haben sie offensichtlich mehr Ruhe – die brauchen die beim Brüten sehr empfindlichen Tiere unbedingt.

Ihr Nachwuchs ist dabei oft noch nicht so sozial wie die erwachsenen Artgenossen. Die gehen gemeinsam auf Fischfang und brüten auch zusammen in Gruppen. Was da in einem Nest zuerst ans Tageslicht schlüpft, ist dem nachkommenden Geschwisterteil gegenüber nicht immer sehr nett – es vertreibt es oft. Im Tierpark hat so ein armes zweitgeschlüpftes Federvieh jedoch eine gute Überlebenschance – es wird in der Kinderstube von Hand aufgezogen. Was allerdings dazu führt, dass so der Brillen- oder andere Pelikan so zahm wird, dass er schon mal den Tierparkbesuchern ungeniert in die Taschen lugt.

Das kann der Kleine in der Kinderstube noch lange nicht – Aufregung hat er aber auch schon erregt. Dass er trotz seiner auffallend hellen statt artüblich dunkelbraunen Augen ein lupenreiner Brillenpelikan ist, machte den Tierpark 100 Euro ärmer. So viel kostete der „Vaterschaftstest“, der ausschloss, dass bei Brillenpelikans jemand bei Krauskopfpelikans fremdgegangen war.

Heidemarie Mazuhn

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