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Berlin: Große Sprünge

Der Mietspiegel 2005 beweist: Die Mieten in Berlin sind gestiegen – um bis zu zwölf Prozent

Die Mieten sind kräftig gestiegen. Das geht aus dem neuesten Mietspiegel hervor, den die Senatorin für Stadtentwicklung gestern vorstellte. Ingeborg Junge-Reyer (SPD) lieferte die tröstenden Worte für Mieter gleich mit: Verglichen mit Hamburg und München wohnt es sich in Berlin um gut ein Drittel oder gar die Hälfte billiger. Die bittere Wahrheit für Mieter ist, dass die Preise im Vergleich zu 2003 um 5,9 Prozent höher liegen. Die aktuellen Richtwerte sind eine Orientierungshilfe, wenn es um die Begründung von Mieterhöhungen geht.

Im neuen Zahlenwerk sind die ortsüblichen Netto-Kaltmieten nach Lage, Größe und Ausstattung verzeichnet, mit Mittelwerten und Spannen. Erstmals aber sind die Richtwerte für die westlichen und östlichen Bezirke in einer Tabelle vereint – als Zeichen dafür, dass sich die Mieten weitgehend angepasst haben. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Gesamt-Berlin liegt nun bei 4,49 Euro, was für die westlichen Bezirke eine Steigerung um 3,2 Prozent, für die östlichen allerdings schon um 8,7 Prozent bedeutet. Dieser kräftige Anstieg wird im Wesentlichen auf Modernisierungen zurückgeführt.

Die größten Mietsprünge wurden, wie berichtet, in Altbauten bis Baujahr 1918 registriert, auch hier besonders in Ostbezirken. In Neubauten der frühen fünfziger Jahre gingen die Preise mit durchschnittlich 12,5 Prozent kräftig nach oben, was nach Ansicht der Senatsverwaltung auf Modernisierungszuschläge schließen lässt. Höhere Preise wurden auch im sanierten Plattenbaubestand des Ostteils registriert, wobei die Mieten hier noch immer deutlich unter den Entgelten in westlichen Bezirken liegen. Deshalb ist dieser Teilmarkt in Mietspiegel-Tabellen getrennt ausgewiesen.

Die Mieten sanken teilweise sogar, um bis zu 13 Prozent beispielsweise in Neubauten ab 1991. Da gingen sie zum Teil um 8 Prozent zurück, sind allerdings mit 6,93 Euro pro Quadratmeter immerhin noch relativ hoch. Kleine Wohnungen, das zeigen die Felder des Mietspiegels, sind nach wie vor am teuersten. Und natürlich ist auch die Ortslage entscheidend, die Umgebung des Hackeschen Marktes, einst einfach bewertet, gilt inzwischen alle mittel bis gut eingestuft.

Die Mieterverbände kritisieren das von ihnen nicht unterzeichnete Zahlenwerk als „Vermieter-Mietspiegel“. Mit der größeren Spannbreite bekämen die Oberwerte mehr Gewicht, der Spielraum für Mieterhöhungen vor allem im Altbaubereich sei damit größer. Nach Ansicht der Senatorin bietet der Mietspiegel, seit gestern nach Veröffentlichung im Amtsblatt gültig, das Marktgeschehen am Wohnungsmarkt gerecht wider. Berlin sei noch immer mit über 100 000 leer stehenden Wohnungen und jährlich 180 000 umziehenden Haushalten eine Mieterstadt, die aufs Jahr umgerechnete Preissteigerung entspreche der Entwicklung der Lebenshaltungskosten. Der Bund der Haus- und Grundbesitzervereine lobte den Mietspiegel als „untrügliches Indiz dafür, dass es in Berlin inzwischen einen funktionierenden Wohnungsmarkt gibt“. Er sei für Vermieter und Mieter ein gutes Instrument, sich über die üblichen Mieten zu informieren.

Eine 75-Quadratmeter-Wohnung ist einschließlich der Betriebskosten im Durchschnitt 6, 74 Euro pro Quadratmeter teuer. Für den Mietspiegel waren 12000 Haushaltsdaten ausgewertet worden. Betroffen sind 1,2 Millionen Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, ausgenommen der Soziale Wohnungsbau.

Christian van Lessen

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